Immer mehr Ablenkung am Steuer
2014 sank die Unfallquote im Kreis um 2,3 Prozent. Trotzdem ist die Polizei um die Dunkelziffer der Drogenfahrten besorgt. Das Smartphone ist zudem häufig ein Unsicherheitsfaktor.
Das Risiko, im Kreis Mettmann in einen Unfall verwickelt zu werden, ist um 18,7 Prozent geringer als im Rest Nordrhein-Westfalens. Kein Wunder, dass sich Landrat und Polizeichef Thomas Hendele bei der Präsentation der aktuellen Unfallzahlen im Kreis Mettmann zufrieden zeigt. „Wir gehören mit diesen Zahlen zu den besten 15 Polizeibehörden im Land NRW“, sagt er. Während es im restlichen Bundesland 2014 wieder etwas öfter gekracht hat, sank die Quote der Unfälle im Kreis im Vorjahresvergleich um 2,3 Prozent.
Dafür gab es leicht mehr Unfälle mit Verletzten im vergangenen Jahr (plus 1,5 Prozent), doch auch hier steht der Kreis besser da als der Rest von NRW im Schnitt. Obwohl sich die Zahlen gut lesen, für Polizeioberrat Thomas Decken, Leiter der Direktion Verkehr, ist das kein Grund zum Zurücklehnen, denn er weiß, dass die Gefahrenlage auf der Straße sich in einigen Bereich verschärft hat.
Zum Beispiel bei den Drogenfahrten. „Die Drogen haben inzwischen den Alkohol abgelöst“, sagt Decken. Egal ob Rechtsanwalt oder Rocker — es sei durch alle Gesellschaftsschichten hinweg offenbar akzeptiert, dass es in Ordnung ist, sich unter dem Einfluss von Marihuana ans Steuer zu setzen.
Obwohl immer mehr berauschte Fahrer erwischt werden, bei den Unfällen sind die alkoholisierten Fahrer noch immer die Spitzenreiter. Bei 139 Unfällen im Kreis war 2014 Alkohol im Spiel (minus 12,6 Prozent). Im Vergleich: Nur 31 Unfälle passierten mit Fahrern, die Drogen im Blut hatten (minus 22,5 Prozent). Negativer Spitzenreiter wurde ein 44-jähriger Autofahrer, der mit mehr als drei Promille einen Sachschaden von 1000 Euro verursachte, türmte - und gefasst wurde.
Flüchtige Unfallfahrer kommen im Kreis nicht weit. Hendeles Team kann eine beeindruckende Aufklärungsquote von 79,6 Prozent vorweisen. „Das ist landesweit der vierthöchste Wert. Eigentlich ist das so kaum zu schaffen“, erklärt Decken.
Eine weitere Entwicklung, die neuerdings die Straßen ein wenig unsicherer macht, ist die zunehmende Rolle von ablenkender Unterhaltungselektronik. Smartphones, aber auch Navigationsgeräte lenken immer mehr Verkehrsteilnehmer ab, so Decken. Die Dunkelziffer sei hier sehr hoch, denn oftmals ist nach einem Unfall überhaupt nicht klar, dass etwa ein klingelndes Handy der Grund für einen Zusammenstoß war. „Hinterher heißt es dann, der war ganz plötzlich da“, berichtet der Leiter der Direktion Verkehr.
Einen interessanten Trend erlebt die Polizei im Kreis in Bezug auf die klassischen Risikogruppen im Straßenverkehr. Die werden ihrem schlechten Ruf immer weniger gerecht. Nur noch 579 junge Erwachsene waren in Unfälle verwickelt — minus 9,1 Prozent. 180 Kinder waren beteiligt — minus 3,2 Prozent. Senioren (ab 65 Jahren) machen noch immer mit 890 einen Großteil der Unfallbeteiligten im Kreis aus, und zwar 19 Prozent, aber auch hier sank die Zahl der Unfälle. Selbst die risikoliebenden Motorradfahrer haben sich gebessert, so dass die Unfallquote um 8,3 Prozent sank. Die Altersgruppe, die immer auffälliger bei Unfällen ist, ist der erwachsene Autofahrer zwischen 25 und 64. Decken erklärt den Trend: „Das liegt daran, dass die Leute immer mehr fahren und mehr Autos unterwegs sind.“ Im Kreis sind weit mehr als 300 000 Fahrzeuge zugelassen und die Zahl steigt stetig.
Weil etwa in Haan so viel auf den Hauptstraßen los ist — da häufig Durchgangsverkehr der A46 Staus ausweicht — stieg vermutlich dort die Unfallquote leicht, während sie fast in allen Kreisstädten rückläufig ist. Nur in Velbert passierten in 2014 über neun Prozent mehr Unfälle. Trotzdem sei die Stadt, so die Polizei, eigentlich ein ruhiges Pflaster. Decker: „Jetzt haben die Velberter halt mal aufgeholt.“ Eine Erklärung dafür gebe es nicht.