In Mettmann leben die Enten und die Gänse im Glück - noch

Landwirt Johannes Kircher züchtet auf Gut Schobbenhaus Geflügel.

Foto: D. Janicki

Mettmann. Seit Mitte Mai watscheln sie auf Gut Schobbenhaus: rund 1200 Gänse und 450 Enten. Wenn Bauer Johannes Kircher über die Gänsewiese schreitet, teilt sich ein Meer aus weißen Daunen, langen Hälsen und schlagenden Flügeln schon weit vor ihm. Mit seiner kellertiefen Bassstimme redet Kircher beruhigend auf die Tiere ein. Den Klang seiner Stimme kennen sie seit der zweiten Lebenswoche. Dass Weihnachten aus gans-heitlicher Sicht lebensbedrohliche Termine sind, lernt das weiße Federvieh in diesen Tagen.

Johannes Kircher, Landwirt

Geschlachtet wird derzeit jeden Tag. „Da muss ich mich in jedem Jahr überwinden“, verrät Kircher. Denn wenn man über Monate hinweg für die Tiere gesorgt hat, fallen einem immer einige auf. Besonders freche. Oder solche, bei denen die Federn seltsam abstehen. Die etwas humpeln. Die dann im entscheidenden Moment in der Hand zu haben, geht einem bei aller Routine nicht glatt an der Seele vorbei. Kirchers Trost: „Bei uns leiden die Tiere nicht, denn sie sind bis zuletzt in der gewohnten Umgebung.“ Eine Betäubung mit dem Bolzenschussgerät, ein Schnitt. Würden die Festtagsbraten in spe zum Lohnschlachter gebracht, wären die letzten Lebensstunden purer Stress. Was sich — völlig unsentimental gesprochen — auch auf die Fleischqualität auswirkt.

Weil die Tiere auf Gut Schobbenhaus ihr Leben lang Auslauf haben, schrumpfen sie nicht wie andere Mastgänse im Bräter plötzlich zusammen. Im Gegenteil: Weil der Fettanteil so gering ist, rät Johannes Kircher, Gänse aus seinem Betrieb auf der Brust liegend zu garen. So wird das Fleisch nicht trocken.

Nach den vielen Lebensmittelskandalen fragten viele Kunden kritischer als früher nach, sagte Heidi Hein-Kircher, die den Hofladen führt. Die Furcht vor der für Menschen ungefährlichen Geflügelgrippe hat die Sorglosigkeit früherer Tage verscheucht.

In den Stall geht es seither über Spezialmatten, auf denen eine Desinfektionsflüssigkeit steht. So wird verhindert, dass die Erreger unter den Gummistiefelsohlen hineingetragen werden. „Ab einer Hitze von 50 Grad wird die Geflügelgrippe abgetötet“, sagt Johannes Kircher. Dennoch wäre eine Anordnung, die Tiere ab sofort im Stall zu lassen, geeignet, die Arbeit eines ganzen Jahres zunichtezumachen.

Neben den rund 75 Hektar Ackerfläche leisten die Gänse und Enten einen wichtigen Beitrag zur Jahresbilanz des Gutes. Ausbauen will Kircher seine Geflügelabteilung nicht: „Dazu fehlen mir die geeigneten Hilfskräfte jetzt zur Vor- und Hauptsaison.“