Schon beim Betreten der Aula des Heinrich-Heine-Gymnasiums nimmt einen die stimmungsvoll dekorierte Bühne gefangen, der Wald – wunderschön und ergreifend in seiner Schlichtheit. Hier spielt das Musical „Wild Life“, eine Co-Produktion von Petra Postert (Text) und Matthias Röttger, der für die Auswahl der Musikstücke verantwortlich zeichnete. Matthias Röttger und seine Chöre von St. Lambertus, mit Sängerinnen und Sängern im alter von drei Jahren bis 88 Jahren, waren hier im Einsatz. Aus dem Liederzyklus Waldessang von Richard Strauss erklangen Passagen, die die Ruhe im Wald erleben ließ.
Die Mäuse, bestehend aus rund 25 Kindern des Kinderchores unter der Chorleitung von Linda Hergarth, entdeckten den Mond und die Eule, grandios dargestellt von Karo Schickenberg, ließ die Comedien Harmonists wieder aufleben: „Ich wollt ich wär ein Huhn!“
Sie arbeitet an einem Buch, doch der Einstieg will noch nicht gelingen, „Where do I begin?“ Wie ein roter Faden zog sich der Satz aus Hermann Hesses Gedicht „Stufen“ durch dies großartige Bühnenerlebnis: „Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“, denn der Untertitel des Librettos spiegelte sich in der Handlung wider: Aller Anfang ist schwer! Das Bühnenbild und die Kostüme hatte die Künstlerin Susann Bürger fantasievoll kreiert.
Auch der Wolf (Justin Turk) hat Schwierigkeiten, denn er wechselt plötzlich vom Fleischfresser zu den Vegetariern. So wie die junge Liebe zwischen einem Jungen (Joshua Koch) und einem Mädchen (Hanna Grund) – auch hier ist der Anfang halt schwer. Mäuse und Waldschrate füllen anmutig die Bühne und die verschiedenen Chöre geben wahrlich ihr Bestes. Die Rolle der Waldschrate hat der Chor 60-Plus übernommen, der seit geraumer Zeit von Hans-Joachim Beyer einstudiert wird.
Das Mädchen und der Junge sitzen im Wald und wissen noch nicht so recht, was sie miteinander anfangen sollen, – ganz romantisch „Fly to he moon“.
Beeindruckend war der Song „Africa“ der Chorgemeinschaft, der das Gewitter beschrieb. Mit schnipsenden Fingern und Klatschen konnten die Zuhörer das Unwetter hautnah miterleben. Dem folgte richtig rührend „Ich hab‘ das Leben so lieb“, wie alle Songs eindrucksvoll begleitet von den Lehrern der Musikschule Leberecht Heidenreich (Gitarren) Achim Andreß (Keyboard), Christina Schmitz (Geige und Klavier), Dominik Mauermann (Bass) und Wolfgang Wölke (Schlagzeug).
Dagegen gab es aber auch die eindringliche Mahnung an die Menschheit, die Erde nicht zu zerstören. Der Song „Überleben“ von Thomas Gabriel, Kirchenmusiker und Komponist aus Essen, sollte aufrütteln. Etwas Lokalkolorit floss ein, als die 600 Jahre Stadtrechte, in deren feierlichen Rahmen dieses Musical einbezogen war, mit den vier Milliarden Jahren der Erdgeschichte ins Verhältnis gesetzt wurden. Die Schönheit der Welt konnte das Publikum in dem Lied von John Rutter „Look at the world“ erleben, famos dargeboten von den Jugendchören.
Die junge romantische Liebe zwischen dem Jungen und dem Mädchen fand Ausdruck in dem Lied „Can you feel the love tonight?“ Ein toller Sound, großartig musiziert vom Chor und den Musikern der Musikschule. Ganz besonders zu erwähnen sind die Sängerinnen und Sänger Antonia Törig, Lea Fischer, Luisa Lamerz, Lara Thegarten, Julia Kircher und Maximilian Budde aus den Reihen der Chöre, die mit wunderschönen Stimmen die Soli gestaltet hatten.
Der Mond (Andreas Röttger) kommt und fragt die Eule ganz naiv: „Sind die beiden jetzt ein Paar?“ Und die kluge Eule meint: Noch nicht, ein paar Mal muss der Mond noch zu- und abnehmen – aller Anfang ist schwer.
Ein mitreißendes Finale, das die vereinten Chöre voller Temperament und Begeisterung boten: ABBAs „Thank you for the music“. Der Beifall, den Bürgermeisterin Sandra Pietschmann nochmals anheizte, war Dank für ein zu Herzen gehendes Erlebnis, das die große Sängerschar den Gästen geboten hat. Matthias Röttger strahlte, dankte allen Mitwirkenden und schloss in den Dank auch die technische Unterstützung von Patrick Kissling ein und die großartigen Hilfe der Habris Stiftung und der Stadt Mettmann, ohne die dieses Ereignis nicht gelungen wäre.
Anm. d. Redaktion: In einer vorherigen Fassung haben wir geschrieben, dass das Gedicht „Stufen“ und das daraus stammende Zitat „Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“ von Heinrich Heine geschrieben wurde. Das stimmt nicht. Es stammt von Hermann Hesse.