„Jetzt mag ich Fleischwurst“

Shu-Hsuan Huang ist seit einem Jahr Au-pair in der Neanderthal-Stadt. Beim Essen musste sich die Chinesin umstellen.

Metzkausen. Seit einem Jahr lebt die Taiwanesin Shu-Hsuan Huang in Metzkausen. Doch der 24-Jährigen geht es weniger darum, mal etwas ganz anderes zu erleben. „Ich hatte in China Deutsch studiert. Aber ich fand meine Kenntnisse einfach nicht ausreichend“, sagt sie. „Deshalb bin ich Au-pair-Mädchen geworden.“ Die Zeit seit Februar 2012 „verging bislang wie im Flug“.

Fern der Millionenstadt Taipeh halten zwei Jungs und zwei Mädchen im Alter zwischen fünf und elf Jahren sie „auf Trab“. Morgens um 7 Uhr beginnt ihr Tag: Frühstück machen, die Fünfjährige in den Kindergarten, die anderen zur Schule bringen — „und wenn eines der Kinder krank ist, bin ich den ganzen Tag für es da“.

Aber zwischen den Aufgaben — vom Vorlesen bis zum Anfeuern am Spielfeldrand des Hockeyfeldes — bleibe genug Zeit. Unter anderem für Kurzreisen: „In Venedig hat es mir gut gefallen, in Mülhausen war ich, in Amsterdam und Bulgarien.“

Vor allem aber nimmt sie sich die Zeit, sich mit Mettmann auseinanderzusetzen. Dass die Stadt zwischen Wuppertal und Düsseldorf liegt, weiß sie längst. „Aber wie schwer es ist, mit dem Bus in die Nachbarstädte zu kommen, das wusste ich nicht“, sagt sie. Doch inzwischen hat sich Huang an die öffentlichen Verkehrsmittel gewöhnt: „In China fährt man immer U-Bahn.“

Ganz erstaunt war sie über kulinarische Gepflogenheiten — wie ein „Abendbrot mit Salami und all den anderen Wurstsorten. Aber jetzt mag ich langsam auch Fleischwurst und die vielen Käsesorten.“ In Taipeh gebe es abends kein üppiges Kartoffelgratin, sondern Gemüse und Reis.

„Und was ich bislang auch nicht kannte, nun aber sehr mag, ist ‚Tatort’“, sagt sie. „Das ist ein richtiges Ritual. Zusammen mit den Gasteltern sitze ich vorm Fernseher.“ Ihre liebste Ermittlerin ist Hauptkommissarin Charlotte Lindholm („sie ist so klug und hübsch“), und nach mancher Folge schlafe sie schlecht.

Wenn die junge Chinesin das Heimweh packt, telefoniert sie via Internetdienst „Skype“ mit ihrer Familie oder kocht — natürlich chinesisch, am liebsten Peking-Ente oder Jiao Zi, eine Art chinesische Maultausche.

Deutsch spricht sie inzwischen so gut, dass ihre Bewerbung fürs Studium der Wirtschaftswissenschaften gleich an drei Universitäten angenommen wurde. Zum Sommersemester geht sie nach Ludwigsburg.

Die Wahl fiel auf die Nähe Stuttgarts, weil dort die Großmutter ihrer Gasteltern lebt, bei der sie wohnen wird. „Die mag ich sehr“, sagt Huang. „Sie ging als 17-Jährige nach Paris, um dort als Au-pair zu arbeiten. Wir haben uns viel zu erzählen.“