(am) Es ist ein Beispiel von vielen: Leas (Name geändert) Mutter war überfordert, mit sich, mit der Situation und mit der Erziehung der Tochter. Die Mutter hatte selbst Schlimmes erlebt und konnte sich nicht richtig um ihr eigenes Kind kümmern. Das hat auch Lea bemerkt. Als sie 13 Jahre alt ist, wird für sie ein Vormund bestellt. „Da hörte mir auf einmal jemand zu und kümmerte sich um mich“, erinnert sich die heute 23-Jährige zurück. Dass ein anderer Erwachsener für sie da war, Verantwortung übernommen und sich um sie gekümmert hat, war für sie eine neue, aber vor allem auch eine ganz wichtige Veränderung. „Für mich war es sehr wichtig zu wissen, da steht eine vertraute erwachsene Person hinter mir, nimmt mich ernst und trifft mit mir gemeinsam Entscheidungen. Wenn es schwierig wurde, war mein Vormund für mich da. Auch wenn wir verschiedener Meinung waren, haben wir eine gute Lösung für mich gefunden“, sagt Lea. Noch heute stehe sie mit ihrem damaligen Vormund in Kontakt.
Kinder und Jugendliche, deren Eltern aus unterschiedlichen Gründen das elterliche Sorgerecht für ihre Kinder nicht ausüben können, brauchen Erwachsene, die dies übernehmen. Um eine optimale Begleitung der jungen Menschen zu ermöglichen, übernehmen Ehrenamtliche in der Funktion des Vormunds eine wichtige Rolle. Sie helfen den Kindern und Jugendlichen auf ihrem Weg zum Erwachsenwerden, sie übernehmen Verantwortung, bieten Orientierung und gestalten so die Zukunft junger Menschen aktiv mit. Die große Vormundschaftsrechtsreform von 2023 betont die Bedeutung und den Vorrang von ehrenamtlichen Vormunden und Vormundinnen. Die Überzeugung dahinter ist, dass damit eine weitere Säule für eine stabile Zukunft von Kindern und Jugendlichen ausgebaut wird. Ehrenamtliche in einer Einzelvormundschaft können intensive Beziehungsmöglichkeiten anbieten, sie haben mehr Zeit für die konkrete Alltagsbegleitung und könnten auch vertraute Ansprechpersonen für die Jugendlichen über das 18. Lebensjahr hinaus sein.
Was sind die Voraussetzungen für das Ehrenamt? Die ehrenamtliche Einzelvormundschaft ist ein Ehrenamt mit hoher Wirksamkeit auf verschiedenen Ebenen: Sie bedeutet, eine vertraute, verlässliche Ansprechperson für ein Kind oder einen Jugendlichen zu werden, die Entwicklung junger Menschen positiv zu begleiten und zu stärken, Verantwortung zu übernehmen und Entscheidungen gemeinsam mit den Kindern und Jugendlichen zu treffen – auch im Netzwerk von Schule, Jugendamt und Gesundheitswesen. Man muss sich aber auch bewusst sein, dass es ein langfristiges Ehrenamt ist, das individuell und unabhängig von Behörden und Institutionen gestaltet werden kann. Als Vormund ist man ein starker Partner an der Seite junger Menschen. Das alles macht eine Vormundschaft so wertvoll und interessant.
Dabei ist es wichtig, dass Menschen als ehrenamtlicher Einzelvormund nicht allein vor ihrer verantwortungsvollen Aufgabe stehen. Um dieses Ehrenamt professionell zu begleiten, haben die Städte Erkrath, Haan, Heiligenhaus und Mettmann ein gemeinsames Kooperationsprojekt mit dem Betreuungs- und Vormundschaftsverein der Bergischen Diakonie Aprath initiiert. Als Betreuungs- und Vormundschaftsverein mit über 20-jähriger Erfahrung bietet er professionelle Beratungsangebote, spezielle Fortbildungsreihen, Themenabende und Austauschtreffen an. Hier haben die Ehrenamtlichen die Möglichkeit, aus einer breiten Palette der Angebote die für sie passende Unterstützung zu finden.
„Im vergangenen Jahr konnten wir sieben Menschen für die ehrenamtliche Vormundschaft gewinnen und erfolgreich schulen“, sagt Marianne Ottner, Fachberatung der ehrenamtlichen Vormundschaften, „von denen die ersten auch schon Ihr Amt übernommen haben.“ Nun gibt es für Interessierte wieder mit einer Informationsveranstaltung am 27. März (siehe Infobox) eine Möglichkeit, in das wichtige Ehrenamt einzusteigen. Der Verein hofft, viele neue Ehrenamtler für die Tätigkeit gewinnen zu können.