Kindergärten: Mama, was bringt die Zukunft?
Gespräch mit dem Jugendamtsleiter über die Auswirkungen des neues Gesetzes.
Erkrath. Alles ist denkbar: Kindergartengruppen, in denen 35 Kinder eine völlig überforderte Erzieherin über die Grenze der Belastbarkeit hinaustreiben stehen Modelle gegenüber, wo sich lediglich 15 Kinder paradiesischer Betreuungsverhältnisse erfreuen. "Das ist die Theorie", sagt Jugendamtsleiter Uwe Krüger und spricht die geplante Änderung des Gesetzes über Tageseinrichtungen für Kinder an.
Passiert der Entwurf in den kommenden Tagen den Landtag, ändert sich die Finanzierung der Kindergärten gravierend: Das Landesjugendamt zahlt nicht mehr einen bestimmten Betrag pro Gruppe, sondern je Kind. "Das bedeutet, dass die Gruppenzwänge aufgehoben werden", so Krüger. "Die Zusammensetzung ist dann völlig dem Träger überlassen." Der bestimmt ab kommendem Jahr, wie viele Kinder welchen Alters eine Gruppe in der Kita bilden.
Tatsache ist, dass solche Möglichkeiten die Träger in Versuchung führen könnten, mehr Kinder in eine Gruppe zu stopfen, um dadurch Personalkosten einzusparen. "Wir werden den aktuellen Standard nicht verschlechtern, sondern versuchen, ihn positiv auszubauen", sagt Krüger. Mit "positiv" sei auch die Schaffung weiterer Gruppen zur Betreuung von Kindern unter drei Jahren gemeint.
Dass es der Verwaltung mit dem Bekenntnis wider den reinen Spartrieb ernst ist, glaubt Krüger mit einer aktuellen Entscheidung belegen zu können: In Alt-Erkrath fehlen zu Beginn des neuen Kindergartenjahres 23 Plätze. "Weil es für Eltern in Alt-Erkrath nicht zumutbar ist, ihre Kinder nach Hochdahl oder Unterfeldhaus zu schicken, werden wir in den ehemaligen Horträumen des Kindergartens Schinkelstraße eine neue Gruppe einrichten." Da die vom Land nicht bezuschusst werden, "trägt die Stadt die Kosten alleine", so Krüger. Die Rede ist von jährlich rund 40 000 Euro Personalkosten.
Das Unterangebot an Kindergartenplätzen in Millrath gedenkt das Jugendamt hingegen nicht durch neue Gruppen, sondern den Hinweis an die Eltern zu lösen, ihren Nachwuchs in der Willbeck anzumelden. Dort steht 135 Plätzen rechnerisch ein Bedarf von 89 Anmeldungen für das kommende Kindergartenjahr gegenüber.
Ein deutlich größerere Herausforderung als Hochdahl kommt in den kommenden Jahren mit den beiden Neubaugebieten an der Bismarckstraße und auf Pose-Marré in Alt-Erkrath auf die Planer zu. "Da wir uns durch die neue Gesetzgebung im Kindertagesstättenbereich komplett neu aufstellen müssen, erarbeiten wir ab Herbst ein Konzept, das auch diesen Bereich einbezieht", so Krüger.