Kino: Die Welt auf der Leinwand
Im Schützenhof wurde vor 100 Jahren der erste Kinofilm in Mettmann gezeigt. Es ist eines der ältesten Lichtspielhäuser.
Mettmann. Kinogründer Josef Rosslenbroich hatte sich die Sache offenbar gut überlegt. Als er seinem Filmtheater den Namen "Weltspiegel-Lichtspiele" gab, mag er geahnt haben, das sich bald die ganze Welt auf einer Leinwand spiegeln wird.
Im Jahre 1907 hatte Mettmann noch nicht einmal 10 000 Einwohnern. Die ließen sich gern von Laienaufführungen privater Vereinigungen unterhalten. Niemand hatte sich bis dahin vorstellen können, dass man mit Hilfe eines Zelluloidstreifens spannende Geschichten "an die Wand zaubern" konnte. Doch schon nach der ersten Vorstellung in den Vereinsräumen des Rosslenbroich´schen Schützenhofes zeichnete sich ab, dass die Räumlichkeiten reichlich eng werden würden. Das Interesse an den Bildern, die laufen konten, war riesig.
Drei Jahre nach der Gründung zog das Kino in den großen Saal um. "Bäumer Hannes" sorgte als Platzanweiser und Portier für Ordnung im Saal. Verdienen konnte man damals noch nicht allzu viel. Bemühte Josef Rosslenbroich den Rechenschieber, blieben nach Abzug aller Kosten manchmal nicht mehr als 20 Mark in der Kasse. Ab und an konnte man auch "nichts verdient" lesen.
In den Jahren des Ersten Weltkrieges machte die Mettmanner Zensurbehörde dem Kinobetrieb das Leben schwer. In dieser Zeit machte ein Drei-Mann-Orchester im Weltspiegel-Theater Filmmusik. Später gab es Musik auf Platten und am 14. August 1931 lief der erste Tonfilm im Mettmanner Kino von der Spule. Im Jahre 1939 folgte die erste feste Bestuhlung. Das Kino mit bekannten Theatergastspielen wuchs weiter, blieb aber nach dem Tod des Gründers im Jahre 1941 mit der Übernahme durch dessen Söhne Hubert und Willi im Familienbesitz.
Nach Kriegsende florierte die Filmkunst, Marika Röck und Zarah Leander standen hoch im Kurs. In guter Erinnerung sind noch die Gastspiele prominenter Stars, die das Theaterleben Mettmanns weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt machten. Der Aufschwung des Mettmanner Kulturlebens nahm damit seinen Anfang und verlagerte sich zwischenzeitlich in das ebenfalls durch die Familie Roßlenbroich betriebene Königshoftheater an der Poststraße. Heimatfilme, rührselige Hollywoodkomödien und verfilmte Literatur wurden hundertfach produziert und im Kino gezeigt.
Kino war damals die Verbindung zur großen weiten Welt, denn Fernsehen gab es noch nicht. Und so gab es auch Stammkunden, deren Bestellungen man gar nicht mehr schriftlich aufnehmen musste. "Viele Gäste hatten ihre Plätze schon im voraus abonniert", erzählt Margarethe Papenhoff, die gemeinsam mit ihrer Schwester das Filmtheater in dritter Generation betreibt.
Geschichte: Die Geschichte desKinos begann am 28. Dezember 1895 als die Brüder Louis und AugusteLumière in Paris erstmals den Cinèmatographen, die "lebendePhotographie" vorstellten.
Ladenkinos: Um 1906 entstanden die ersten ortsfesten Kinos. InParis wurde in diesem Jahr das "Cinéma Omnia Pathé" gebaut, welches daserste Kino war, das ansteigende Sitzreihen besaß. In Deutschlandentstanden die ersten so genannten Ladenkinos, die so hießen, weil sieoftmals in ehemaligen Geschäften und Läden eingerichtet wurden.
1000 Kinos: So entstanden alleine in Deutschland bis 1910bereits 1000 Kinos. Kurz vor dem Ersten Weltkrieges existiertenweltweit über 60 000 Kinos und in Deutschland waren es 2000.