Kritik: Wirtschaft fehlt die Förderung

Unternehmer beklagen mangelnde Unterstützung der Stadt und einen schlechten Stil.

Mettmann. Seit Generationen produziert das Familienunternehmen Seibel (mono) am Stammsitz in Mettmann hochwertige Bestecke. Doch als Unternehmer hält Firmenchef Wilhelm Seibel nichts in Mettmann. „Was mich hält, ist, dass ich hier gerne wohne und hier die Menschen leben, mit denen ich gerne zusammen bin“, sagte Seibel auf dem ersten Unternehmertreffen der CDU am Mittwochabend im Neanderthal Museum. Als Wirtschaftsstandort ist ihm Mettmann egal.

Die Handvoll Unternehmer, die sich auf den Weg ins Neandertal gemacht hatten, ließen kein gutes Haar an der Stadtverwaltung und ihrer Wirtschaftsförderung. „Wirtschaftsförderung hat doch bisher in Mettmann nicht stattgefunden“, meinte Tischlermeister Rüdiger Heidenreich.

Unternehmer fordern bessere Informationen von der Verwaltung, aber auch von der Politik. Dass die Stadt in den Bereich Wirtschaftsförderung investiert, der Rat eine neue Stelle beschlossen hat, stimmte die Firmenchefs wenig optimistisch. „Es geht nicht ums Geld“, sagte Seibel, „sondern um den Stil, das Engagement und die Kommunikation zwischen Stadt und Unternehmen.“

Als Beispiel nannte Seibel die städtischen Bescheide über die neue Abwassergebühr, die auch nach der versiegelten Fläche von Grundstücken berechnet wird. Seibel wollte früh wissen, welche Summe auf ihn für sein Firmengelände zukommt. Im Rathaus bekam er keine Auskunft. Im November erhielt er dann einen Bescheid über 10 000 Euro, rückwirkend für drei Jahre, zahlbar in vier Wochen.

„Da ist mir die Kinnlade runtergeklappt.“ Seibel ärgerte sich, dass der Bescheid ohne jeden Kommentar abgeschickt worden war, in wirtschaftlich angespannten Zeiten, „als ich überlegte, wie ich meinen Mitarbeitern das Weihnachtsgeld zahlen kann“.

Er suchte das Gespräch mit der Verwaltung. Im Rathaus bekam er zu hören, dass es in anderen Städten wegen der Neuregelung der Abwassergebühr viel mehr Ärger als in Mettmann gegeben hätte. Seibel: „Und warum hat die Stadt dann nicht schon vorher darüber informiert?“ Es gehe nicht ums Geld. „Daran kann ich nichts ändern. Es geht um die Art und Weise, wie die Stadt mit einem umgeht“, sagte Seibel.

Auch Tischlermeister Heidenreich hat so seine Erfahrungen mit der örtlichen Wirtschaftsförderung gemacht. Er hatte sich an sie gewandt, weil er eine neue Halle suchte. „Die Stadt konnte nicht helfen.“ Durch Zufall fand er eine neue Halle nur 150 Meter vom alten Firmensitz entfernt.

Michael Lauer, Unternehmer und Vorsitzender der Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung (MIT) der CDU, fordert für den Mittelstand eine zentrale Anlaufstelle im Rathaus, „ähnlich wie das Bürgerbüro für die Bürger“.

Das sollte für Unternehmer und Geschäftsleute Ansprechpartner in allen Fragen sein und sie regelmäßig mit Informationen versorgen. „Bis heute wissen wir nicht, wie die Parksituation aussieht, wenn es mit dem Bau der Königshof-Galerie losgeht,“ sagte Optikermeister und Geschäftsinhaber Frank Berghöfer.

Ein weiteres Treffen ist für den 20. Oktober geplant.