Lebensqualität in Mettmann Rätselraten um Traglufthalle, Stadthalle und Luisenhof
Mettmann · Vieles ist von der Verwaltung gut gedacht, aber laut Kritik der Fraktion M.U.T. nicht bis in wesentliche Details durchdacht. Leer stehende Immobilien sind dafür ein Beispiel.
Gepflegt abtauchen und dann gute Nacht – seitdem klar ist, Mettmann muss ein Haushaltssicherungskonzept bis 2034 konzipieren, können wohl keine großen Sprünge von Mettmanns Verwaltung erwartet werden. Dass voraussichtlich keine großen Projekte beginnen, ist ein Aspekt. Die Mitglieder der Fraktion M.U.T. fragen sich aber auch, wie es mit anderen, bereits in die Wege geleiteten Unternehmungen ausschaut. „Mettmann verfügt nicht nur über zu wenig bezahlbaren Wohnraum, sondern auch über zu viele Gebäude, von denen man nicht weiß, wie man sie künftig gebrauchen möchte, die leer stehen oder standen oder nicht beziehungsweise nicht auslastend genutzt werden“, fasst es die Fraktion M.U.T. zusammen.
„Traglufthalle, Luisenhof, Stadthalle, Mercedes-Autohaus und zuletzt das AOK-Gebäude. Diese Örtlichkeiten dürften mittlerweile stadtweit bekannt sein“, unbekannt aber ist: Was kosten sie den Steuerzahler und was soll aus ihnen werden?
Beispiel 1: das vormalige Hotel Luisenhof. Zur Unterbringung Geflüchteter wurde das Ex-Hotel an der Florastraße im Stadtteil Metzkausen von der Verwaltung angemietet. „Nach Mietbeginn wurde das Gebäude sechs Monate nicht genutzt. Auch drei Monate nach Erstbezug lebten dort gerade einmal acht Personen (von maximal 56)“, erinnert M.U.T., was einer Auslastung von etwa 14 Prozent entspricht. Die monatliche Miete beträgt 27 500 Euro und „in Zeiten des Leerstands sind Kosten in Höhe von 165 000 Euro entstanden.“ Nach M.U.T.-Recherche beträgt der aktuelle Belegungsstand 43 Personen. „Wie jetzt bekannt wird, kauft die Stadt Mettmann das Gebäude. Durch Umbaumaßnahmen soll eine künftige Kapazität von 90+ Personen realisiert werden.“
Beispiel 2: das Mercedes-Autohaus vis-à-vis des Kreis-Polizeigebäudes. Nach einer Kapitalerhöhung von vier Millionen durch die Stadt Mettmann kaufte die städtische Tochtergesellschaft „GfW“ besagtes Ex-Autohaus an der Willettstraße. Es soll für weitere 2,3 Millionen Euro zu einer temporären Feuer- und Rettungswache umgebaut werden. „Im Januar 2023 mietet die Stadt das Gebäude von ihrer Tochtergesellschaft an. Im Juli 2023 hätte es ans Netz gehen sollen. Seither wird es als Abstellfläche und Garage genutzt. Wohl die teuerste seiner Art in Mettmann“, rechnet M.U.T. aus. Die Fertigstellung ist nun für Ende 2024 vorgesehen. Die jährliche Gesamtmiete beläuft sich auf 180 000 Euro. Aufgehäufte Kosten bisher: 195 000 Euro.
Beispiel 3 beschäftigt sich mit einem besonderen Kapitel, nämlich der unter Denkmalschutz stehenden Stadthalle. Sie wurde im März 2021 geschlossen. „Konkrete Lösungen und Perspektiven sind auch drei Jahre später nicht in Sicht“, benennt M.U.T. den Stand der Dinge. „Die hätte es aber bereits geben sollen, bevor man die Halle schließt. Selbst die geschlossene Stadthalle verursacht in diesem Jahr ein Defizit von mehr als 340 000 Euro.“ Seit Schließung häufen sich die Aufwendungen auf insgesamt rund 1,3 Millionen Euro an.
Traglufthalle als Beispiel
für verschwendetes Geld
Beispiel 4 thematisiert die Traglufthalle. Angemietet, aus besten Absichten, nämlich um Geflüchtete unterzubringen. Dann aber bleibt die Halle ungenutzt, aufgrund mangelnder Klimatisierung kann sie aus Sicht der Verwaltung weder im Sommer noch im Winter benutzt werden. Der Rest ist Spekulation. „Ein gerichtlich bestellter Gutachter soll zu dem Ergebnis gekommen sein, dass die Halle zur vorübergehenden Unterbringung von Geflüchteten geeignet gewesen sein soll“, heißt es. Die Stadt Mettmann hat Rückfragen. Das Beweissicherungsverfahren dauert an. Die Traglufthalle wurde unverrichteter Dinge wieder abgebaut. Die Kosten für die ungenutzte Halle belaufen sich auf mehr als eine Millionen Euro.
Und nun auch noch das leere Glashaus an der Neandertraße. Zum 1. Juli 2024 hat die Stadt Mettmann das ehemalige AOK-Gebäude auf der Neanderstraße angemietet. „Wofür man die Immobilie konkret nutzen möchte, ist noch nicht bekannt. Die Mindestmietzeit soll 20 Jahre betragen“, informiert M.U.T., jährlich kostet das ungefähr 300 000 Euro.
„In Summe hat die Stadt Mettmann rund 3 Millionen Euro für ungenutzte Gebäude verausgabt. Das ist vor allem in schwierigen und finanziell angespannten Zeiten kaum zu vermitteln. Dieser Umgang mit Steuergeldern sorgt bei vielen Bürgern zurecht für Unverständnis“, kritisieren die Mitglieder der Fraktion M.U.T. diese Ausgaben.