Mann schützt Schaffner vor gewalttätigem Fahrgast
Jakob Loers (19) hat einen Schaffner der Regiobahn vor einem gewalttätigen Fahrgast geschützt. Übergriffe wie diese sind in Bahnen und Bussen die Ausnahme.
Mettmann. Handeln statt weggucken — das ist für Jakob Loers selbstverständlich. Der 19 Jahre alte Mann, der zurzeit ein freiwilliges soziales Jahr absolviert, ist vor kurzem für sein beherztes Eingreifen in der Regiobahn mit der silbernen Ehrennadel der Aktion „Düsseldorfer Courage“ ausgezeichnet worden. Loers hat im Dezember 2011 mit anderen Fahrgästen einen Mann überwältigt, der einen Schaffner in der Regiobahn mit einem Messer bedroht hatte.
„Ich war mit einem koreanischen Gastschüler auf dem Rückweg vom Pokalspiel Fortuna gegen Dortmund nach Mettmann“, erinnert sich Loers. In der Regiobahn sei es laut geworden. „Was aber normal ist, wenn viele Fußballfans unterwegs sind.“ Deshalb nahm Loers zunächst kaum Notiz davon, was sich im Zug abspielte. „Dann habe ich gesehen, wie ein Mann hinter dem Schaffner hergerannt ist. Er hat ihn an die Wand gedrückt und ihm ein Messer an den Hals gehalten.“
Loers war zunächst geschockt. „Ich habe mich nicht getraut, einzugreifen.“ Dann konnte sich der Schaffner befreien. Der Angreifer verfolgte ihn. „Er hat dem Schaffner die Faust ins Gesicht geschlagen.“ Loers und andere Fahrgäste stürmten auf den Angreifer zu, überwältigten ihn.
Er habe keine Angst gehabt, als er auf den Schläger losgegangen sei, sagt Loers. Er betreibt seit sechseinhalb Jahren Kung-Fu. Erst zu Hause sei ihm durch den Kopf gegangen, dass die Situation gefährlich war. Den Schaffner hat Loers danach noch einige Male in der Regiobahn getroffen. „Er hat mir immer wieder gedankt.“
Dieser Übergriff eines Fahrgastes war der bisher schlimmste in einem Zug der Regiobahn, sagt Marketingleiter Marcel Winter. „95 Prozent unserer Fahrgäste sind friedlich“, sagt er. Dennoch hat Winter festgestellt, dass sich die Kultur der Fahrgäste verändert hat. „Unsere Mitarbeiter werden häufiger als früher provoziert oder beleidigt.“
Damit die Service- und Sicherheitsmitarbeiter einen kühlen Kopf bewahren, werden sie regelmäßig geschult. Nach dem Angriff auf den Schaffner organisierte die Regiobahn für ihre Service- und Sicherheitsmitarbeiter ein Deeskalationstraining.
Der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) schreibt vor, dass das Servicepersonal in den Zügen an mindestens zwei Tagen im Jahr geschult wird. Winter: „Wir waren von der Gewalt so geschockt, dass wir unsere Schulung gleich drei Tagen lang durchführten.“
Bei der Rheinbahn werden jedes Jahr nach Auskunft von Sprecher Georg Thomas Schumacher zehn bis zwölf Fälle als sogenannte meldepflichtige Arbeitsunfälle registriert, bei denen Fahrgäste handgreiflich werden. „Dazu zählt auch, wenn ein Gast einem Fahrer eine Schale Pommes ins Gesicht wirft“, sagt Schumacher.
Dass ein Fahrer oder Kontrolleur tatsächlich angegriffen wird, passiere selten. Er kenne Mitarbeiter unter den mehr als 1300 Fahren und Kontrolleuren, die seit 30 Jahren bei der Rheinbahn sind und denen noch nie etwas passiert ist. „Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Busfahrer auf dem Weg zur Arbeit in einen Unfall verwickelt wird, ist viel größer, als die Wahrscheinlichkeit, im Bus angegriffen zu werden.“