Mehr Lehrstellen im Kreis Mettmann
Die Unternehmen wollen mehr Auszubildende einstellen, allerdings gibt es zu viele Bewerber.
Halbzeit am Ausbildungsmarkt und gute Zahlen am gesamten Arbeitsmarkt — diese beiden Nachrichten platzierte gestern die Agentur für Arbeit. Bei der Zahl der bisher gemeldeten Ausbildungsstellen gibt es ein Plus von knapp elf Prozent, sagte Geschäftsführer Wolfgang Mai mit einem Dank an die Unternehmen. Dennoch muss sich ranhalten, wer im August/September nach der Schule ins Arbeitsleben starten möchte: 1784 Ausbildungsplätze stehen im Kreis Mettmann 2559 bei der Agentur gemeldeten Bewerbern gegenüber. Zusammen mit Vertretern von Industrie- und Handelskammer sowie der Handwerkskammer hofft Mai darauf, dass 2015 deutlich weniger Jugendliche am Ende unversorgt bleiben. Im vergangenen Jahr waren es kreisweit rund 150 junge Frauen und Männer, die komplett leer ausgingen.
Das soll sich nicht wiederholen. Deshalb hat die Agentur Initiativen gestartet, um Jugendliche und Unternehmen zusammen zu bringen. Seit Januar gibt es drei Ausbildungsakquisiteure, die Unternehmen ermutigen, auszubilden. Ihre Argumente sollten eigentlich bekannt sein: Die Belegschaften werden immer älter, bereits in diesem Jahr gibt es rund zehn Prozent weniger Schulabgänger, Facharbeiter sind Mangelware und werden künftig noch seltener. Mai: „Wer selbst ausbildet, ist eindeutig im Vorteil.“
Dass viele Unternehmen und Handwerksmeister über Wissens- und Motivationslücken bei möglichen Azubis klagen, ist zur Arbeitsagentur vorgedrungen. Um die Zahl der Ausbildungsabbrecher von derzeit zehn bis 15 Prozent zu senken, wird es auf Wunsch eine Begleitung von Wackelkandidaten während der gesamten Ausbildung geben. Der Bildungsträger hierfür wird just gesucht. Bereits jetzt zahlt die Arbeitsagentur Nachhilfe, sobald ein Azubi in der Berufsschule schwächelt.
Der Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft, Martin Lindemann, gab einen Denkanstoß in Richtung der jungen Talente und ihrer Eltern. Traditionell ist die Top Ten der beliebtesten Ausbildungsberufe in Stein gemeißelt. Kaufleute (zusammen rund 19 Prozent), Verkäufer (4,6 Prozent), Kfz-Mechatroniker (4,5 Prozent) liegen bei den Berufswünschen seit Jahren vorn. „Nach einer Ausbildung zum Lkw-Mechatroniker fragen seltsamerweise nur wenige“, sagte Lindemann. Dabei sei das im Zweifel die anspruchsvollere Ausbildung. Will heißen: Ein Termin beim Ausbildungsberater der Arbeitsagentur plus eine Offenheit für Lehrberufe, die einem nicht auf Anhieb einfallen — beides zusammen erhöht die Chancen auf einen gelungenen Start ins Berufsleben.
Wolfgang Mai von der Agentur für Arbeit Mettmann fasst zusammen: „Weiterhin freuen wir uns über jedes Unternehmen, das Ausbildungsplätze anbietet.“ Und für Schulabgänger wird es jetzt höchste Zeit, die eigene Bewerbungsmappe in den Ring zu werfen — nach einem Gespräch mit einem Berufs-Berater. Am gesamten Arbeitsmarkt für den Kreis Mettmann ist die gute Konjunktur angekommen. Mit rund 177 000 sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnissen Ende September 2014 verkündete Wolfgang Mai eine Rekordzahl: „Das sind rund 3000 Arbeitnehmer mehr als im Quartal zuvor — der höchste Wert seit den 1980er Jahren.“ 17.522 Menschen waren im März im Kreis arbeitslos gemeldet. Das sind 127 weniger bald im Februar und 400 weniger als im Vorjahres-März.
Das dies vergleichsweise mickrig klingt, liegt daran, dass es im Vorjahr keinen richtigen Winter gab, dieses Mal schon, erläutert Mai: „Mit 804 neuen Stellen haben wir ein deutliches Nachfrageplus von fast 12 Prozent.“ Im April soll der Arbeitsmarkt weiter an Fahrt gewinnen. Die Arbeitslosenquote liegt konstant bei 6,9 Prozent.