Freizeit in Mettmann Abtanzen bei der Nacht der Jugendkultur

Mettmann · Das Jugendamt hatte zur Nachtfrequenz ins Mehrgenerationenhaus eingeladen. Es ging um zuhören und mitmachen, ausprobieren und Unterschiede feiern.

Teilnehmerin des Tanzwettbewerbs im Mehrgenerationenhaus, bei dem es um bei Jugendlichen populäre Tänze wie Hip-Hop ging.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Hip-Hop, Breakdance, K-Pop – all das haben die Tänzer des TKM-Kulturvereins drauf. Im Mehrgenerationenhaus zeigen die Sechs- bis 21-Jährigen ihre Tanzschritte im Solo oder in der Gruppe. Rahmen für das Ganze ist die landesweite Nacht der Jgendkultur.

Dabei sind die Tänze nicht immer choreografiert. „GC Freestyler“ alias Gabriel etwa bietet seinem Namen gemäß den ersten Freestyle des Abends dar. Welcher Beat kommt, weiß er nicht, doch seine Füße und Hände bewegen sich von ganz allein. Der 13-Jährige reiht souverän Schritte aneinander und formt innerhalb von Sekunden eine ganz eigene Choreografie.

Als Trainer Neso nach seinem Auftritt sagt „Wenn der Song jetzt noch zehn Minuten weitergehen würde, würdest du bestimmt durchtanzen, oder?“, antwortet „GC Freestyler“: „Ja, normal“. Die Leidenschaft für den Tanz wird an diesem Abend genauso großgeschrieben wie das Engagement für die Kinder. Die Brüder Dino und Neso Salijevic leiten ehrenamtlich den Tanz-Kunst-Musik-Kulturverein, kurz TKM, aus Duisburg. Ihr erklärtes Ziel ist es, Kinder und Jugendliche von der Straße zu holen, ihnen ihr Potenzial zu zeigen und eine Bühne zu geben.

Die Brüder mit serbischer Abstammung gehören zur Minderheit der Sinti und Roma. Die Geschwister wissen, wie es ist, ausgegrenzt und diskriminiert zu werden.

Aus diesem Grund wollen sie Kindern und Jugendlichen helfen. Egal welche Abstammung, welches Geschlecht oder welches Alter. „Unsere Eltern hatten damals kein Geld für eine Anmeldung im Sportverein“, sagt Neso, und ergänzt: „Deshalb bieten wir unsere Kurse im Jugendzentrum kostenlos an.“

Im Duisburger Jugendzentrum an der Adlerstraße geben die Brüder Tanzkurse, Rap-Workshops zu Beat und Text sowie Workshops zur Arbeit mit der Kamera. Wichtig ist ihnen auch, dass Anfänger und Profis zusammen auf der Bühne stehen: „Wir wollen das Selbstbewusstsein der Kinder und Jugendlichen stärken. Sie sollen erkennen, dass sie genauso gut werden können wie die Profis. Es braucht viel Mut, um auf einer Bühne zu performen.“

Unterstützung und Herzlichkeit kommt bei Teilnehmern an

Der Abend in Mettmann beginnt mit den Solotänzen und jeder wird kräftig angefeuert. Egal wer auf der Bühne steht, es gibt stets Applaus und Anfeuerungsrufe. Als Neso eine Frage ans Publikum stellt, bittet einer seiner jüngsten Schützlinge nochmal um Applaus für die Tänzerin. Neso spricht stolz über seine Tänzer und ermutigt sie, auch bei kommenden Meisterschaften mitzumachen. Diese Unterstützung und Herzlichkeit kommen bei den Kindern und Jugendlichen an: „Die beiden haben eine Leidenschaft für uns als [Tanz]Familie“, sagt die 17-jährige Alexa, die bereits an mehreren Wettkämpfen teilgenommen hat.

Die Kinder und Jugendlichen merken, wie viel Zeit ihre Trainer investieren und wie gut sie sich um sie kümmern. Es motiviert sie, dass die Brüder „immer das Gute in uns sehen.“ Der 18-jährige Sebastian ergänzt, dass er die ständigen Herausforderungen gut findet: „So wachsen wir immer wieder über uns hinaus.“

Den ersten Gruppentanz macht das Projekt TKM x Adler. Das Team entstand im Jugendzentrum an der Adlerstraße. Erst stand Hip-Hop gar nicht im Vordergrund, doch nach und nach entwickelte sich daraus eine Tanzgruppe, die seit einem Jahr zusammen übt. Die eher jungen Tänzer haben auch schon ein paar Auftritte gegeben. Neso erzählt: „Konstantin ist der einzige Junge in der Gruppe und er fühlt sich trotzdem total wohl.“ Denn hier stehen die Sachen im Vordergrund, die Verbinden, Spaß und Gemeinschaft.

Aber in Mettmann wurde nicht nur getanzt, sondern auch gesungen und gerappt. Das Publikum konnte sich auf zwei Gastauftritte freuen. Der 15-jährige Duisburger Jayden, Finalist von The Voice Kids 2023, berührte mit seiner klaren Stimme. Anschließend folgte „Mustertochter“, eine Dortmunder Rapperin, die Kinder und Jugendlichen zum Singen und Tanzen brachte. Der Abend endete mit einem Open Mic und einer Open Stage – jeder, der mochte, konnte spontan etwas rappen oder vortanzen.