Verkehr in Mettmann Radfahren in der Fußgängerzone

Mettmann · Sechs Monate lang dürfen Fahrradfahrer die Fußgängerzone in Mettmann nutzen. Allerdings erst nach 18 Uhr und nur im Schritttempo. Selbst der ADFC ist skeptisch.

Auch auf der Freiheitstraße ist Radeln abends erlaubt.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Am Beginn der Freiheitstraße gibt es ein neues Verkehrsschild. Darauf ist ein Fahrrad zu sehen, zudem die Aufschrift „18 – 9h“. Darüber hängt ein größeres, blau weißes Schild – abgebildet ist eine Frau mit einem Kind: Fußgängerzone. Dürfen Radfahrer nun durch die Mettmanner Fußgängerzone fahren? Ja, allerdings nur in Schrittgeschwindigkeit und nur in der Zeit zwischen 18 Uhr abends und 9 Uhr morgens, so wie auf dem Schild angegeben. Der Ausschuss für Klimaschutz, Umwelt und Mobilität hat einen sechsmonatigen Test beschlossen, der Ende November ausläuft. Die Verwaltung will in dieser Zeit das Verhalten der Radler beobachten.

„Ich finde grundsätzlich jedes Entgegenkommen den Radfahrern gegenüber gut, aber wir als ADFC würden uns klar gegen eine ganztägige Öffnung der Fußgängerzone aussprechen. Das wäre einfach gefährlich – wenn ich mir kleine umherlaufende Kinder vorstelle, die im schlimmsten Fall von Radfahrern angefahren werden könnten“, erklärt Jens Reiter, erster Vorsitzender des Allgemeinen Fahrradclubs (ADFC), Ortsgruppe Mettmann. Besonders kritische Stellen müssen nach Einschätzung des ADFC in der Testphase beobachtet werden. Dazu zählen die Kleine Mühlenstraße und ein Teil der Freiheitstraße mit der umfangreichen Außengastronomie.

Dass die Mettmanner Fußgängerzone nun für den Radverkehr in Schrittgeschwindigkeit öffnet, ist keine Besonderheit. Die zeitlich begrenzte Öffnung von Fußgängerzonen gehört zum Standard in Nordrhein-Westfalen. Sogar eine der höchst frequentierten Einkaufsstraßen des Landes, die Hohe Straße in Köln, ist zu bestimmten Zeiten für das Rad freigegeben.

Außerdem sei die Maßnahme, die Fußgängerzone für den Radverkehr zu öffnen, nicht vordringlich gewesen, sagt Reiter. Viel wichtiger seien Hauptrouten, also Radwege, die beispielsweise zu den Schulen führen. Der Ortsvorsitzende des ADFC unterstreicht: „Wir müssen ein Netz ohne Lücken aufbauen. Das ist gerade die große Aufgabe. Die Fußgängerzone zu öffnen, ist im Vergleich dazu minimal.“ Beispiele für ausbaufähige Straßen seien der Düsselring und die Berliner Straße. Auch die fahrradbegeisterte Studentin Nele Naplava beschreibt Mettmanns Radwegeführung als ausbaufähig: „Wegen der Enge der Stadt an vielen Stellen, ist zu merken, dass für Fahrradwege schlichtweg kein Platz mehr war. Durch nicht vorhandene Wege können aber Gefahren entstehen.

ADFC Vorsitzender Reiter ist sicher: „Begeisterung wird das Öffnen der Fußgängerzone für den Radverkehr in Schrittgeschwindigkeit wohl nicht auslösen.“ Man könne genauso gut in der Zeit zwischen 18 Uhr und 9 Uhr vom Rad steigen und schieben, wie in Schrittgeschwindigkeit auf dem Rad sitzend fahren – „das nimmt sich nichts“, so Reiter. Drei Männer aus Wülfrath, die gerade mit ihren Rädern in der Fußgängerzone angekommen sind, sind sich einig: „Die Radwege in Mettmann sind unangenehm zu befahren. Teilweise sind die Räder durch die Schlaglöcher richtig ins Schaukeln geraten.“ Immerhin punkte Mettmann mit vielen Fahrradständern.