Mettmann: Alte Lasten, neue Kosten

Erste Proben förderten giftige Lösungsmittel auf dem Seibelgelände zutage. Für die Stadt wird’s teuer.

Mettmann. "Das ist natürlich gewaltig. Mit solch einem Ausmaß hatten wir wirklich nicht gerechnet." Mettmanns Baudezernent Kurt Werner Geschorec ist deutlich anzusehen, dass ihm der Fund auf dem Seibelgelände zu schaffen macht. Ausgerechnet im letzten Bauabschnitt für den Senioren-Park "Carpe Diem" im Eckbereich Schellenberg/Seibelstraße wurden Altlasten entdeckt, die dringend entsorgt werden müssen.

"Es handelt sich um chlorierte Kohlenwasserstoffe - Lösungsmittel also, wie sie in fast jedem Verdünner sind, und die in der Metallverarbeitung als Industrierückstände anfallen", erklärt Geschorec. "Sie sind zwar krebserregend, ihre Konzentration im Boden des Seibelgeländes bewegt sich aber im Promillebereich."

Abgetragen werden muss das Ganze aber trotzdem - und das wird teuer. "Wir rechnen mit einem Betrag im oberen sechsstelligen Bereich", mutmaßt der Baudezernent, ohne genauer werden zu können. "Die Million-Grenze werden wir aber nicht erreichen."

Rund 200 Quadratmeter umfasst das betroffene Areal, wobei das verseuchte Erdreich bis in eine Tiefe von sechs Meter reichen kann. Ergo müssen viele Tonnen des durchsetzten Bodens bewegt werden. "Wenn man bedenkt, dass für eine Tonne bis zu 450 Euro hingeblättert werden müssen . . .", macht der Sachgebietsleiter Grünflächen und Umweltschutz, Otto Krahm, eine heftige Rechnung auf.

Wie viel Kubikmeter Erde bewegt und weggeschafft werden müssen und wie hochgradig verseucht der Boden ist, kann im Moment nur gemutmaßt werden. "Davon hängt aber die Art der Entsorgung ab. Ist das Erdreich leicht kontaminiert, kann es auf eine normale Deponie, ansonsten geht es zur Verbrennung. Und die ist nun mal wesentlich teurer."

Als erster Schritt wurde jetzt ein riesiges Spezialzelt mit festen Außenwänden über dem Ganzen errichtet. In dessen Innerem geht die Entsorgung vonstatten, wobei die Mitarbeiter dem Kohlenwasserstoff mit Vollatemschutz, Schutzanzügen und speziellen Filteranlagen zu Leibe rücken. "Wir hoffen, in drei, vier Wochen fertig zu sein", meint Geschorec und betont erneut, dass der weitere Bau durch den Fund nicht beeinträchtigt sei. "Der Termin Februar 2009 steht nach wie vor."

Finanziell gerade stehen muss die Stadt. Mit dem Investor, der Projektgemeinschaft Breitner & Lotz, wurde seinerzeit nämlich vertraglich festgehalten, dass man ein "altlastenfreies Grundstück" abgibt. Folge: Die Lukrativität des Grundstücksverkaufs - insgesamt 8000 Quadratmeter - ist dahin. "Da springt nicht mehr allzu viel heraus", gesteht Geschorec. "Damit konnte keiner rechnen."