Die Welt ist eine Kurbel

Der deutsche Hauptsitz des weltweit größten Fahrradproduzenten ist die Brügger Mühle.

Erkrath. 6000 Euro soll der Skoda Fabia kosten, der da im Kleinanzeigenteil der WZ angeboten wird. 75 PS stark und deutlich über 1000 Liter Ladevolumen groß steht der Kleinwagen für zügiges Vorankommen samt Begleitung und Gepäck.

Was will man mehr? Vielleicht ein Fahrrad. Bewegt sich zwar ohne Muskeleinsatz nur bergab und scheut vor jedem Koffer - hat mit dem Auto aber immerhin den Preis gemeinsam. Richtig gelesen.

Das Spitzenmodell von Giant kostet ebenfalls 6000 Euro. "Das ist vergleichbar mit der Formel1", sagt Oliver Hensche, Marketing- und Vertriebschef von Giant Deutschland. Mehr als Zeige- und Mittelfinger sind nicht erforderlich, um die 6000 Gramm High-Tech aus Kohlefaser und leichten Metallen zu lupfen. Auf so etwas fahren also die Profis ab.

Doppelt so schwer, aber mit 429 Euro realistisch, ist der Einstieg in die Welt der Trekkingfahrräder. "Das ist der Radtyp, der hier in der Region bevorzugt gekauft wird", so Hensche. Er sollte es wissen. Denn seit vier Jahren residiert Giant Deutschland mit insgesamt 19 Mitarbeitern in der Brügger Mühle an der Mettmanner Straße - dort, wo flache Passagen unvermittelt in steile Hochprozenter übergehen.

Solche Topografie verlangt nach einem leichten Rad mit Kletterfähigkeiten. "Im Norden hingegen verkaufen wir fast nur Räder mit Nabenschaltung in mattem Schwarz." Am Deich ist eben Gegenwind das maximale Hemmnis.

Ganz stark im Kommen seien auch Elektro-Räder, betont Hensche. Bis maximal 24 km/h unterstützt der umweltfreundliche Antrieb die Kraft aus den Beinen mit 250 Watt aus dem wiederaufladbaren Akku. Damit werden Sportmuffel zu Bergkönigen.

Bis einschließlich gestern informierten sich 270 Fachhändler aus ganz Deutschland bei Giant über die Modelle des kommenden Jahres. "50 Prozent der Modelle sind modellgepflegt, die andere Hälfte ist neu", sagt Hensche. Grundsätzlich liege Radfahren im Trend, Mountainbikes befinden sich auf dem absteigenden Ast, Rennräder haben gerade mal 3,7 Prozent Marktanteil - "machen aber 50 Prozent vom Image aus". Aktuell rüstet Giant die Profis vom Telekom-Nachfolgeteam Columbia aus.

Dass auch ein Jan Ullrich seine zweifelhaften Erfolge auf Rädern des 35 Jahre alten weltweiten Marktführers erstrampelt hat, "war natürlich nicht erfreulich, hat uns aber nicht geschadet", sagt Hensche.

Immerhin hat der Radmulti, der in Taiwan und China produziert, 2007 in Deutschland 90.000 Räder ab- und 20 Millionen Euro umgesetzt.

Als Teil der Erfolgsgeschichte bewertet Hensche auch den Umzug von Düsseldorf-Reisholz nach Erkrath. "Wir wollten unser Image nach außen tragen." Für dieses Vorhaben seien die Räumlichkeiten in der Brügger Mühle einfach ideal.

Außerdem lobt Hensche die verkehrliche Anbindung Erkraths - und das Terrain, das für Test- und Probefahrten mit Rennrädern und Mountainbikes einfach ideal sei.