Landwirtschaft in Mettmann Bio-Kartoffeln: Volle Lager am Buscherhof
Mettmann · Michael Buscher weiß: Anstelle zu Bioprodukten greifen Konsumenten zur konventionellen Ware - die ist billiger.
Frische Viktualien saisonal genau dort zu kaufen, wo sie natürlicherweise in der Region wachsen, reif geerntet und direkt verkauft werden, macht aus vielen Gründen Sinn. Bewusst, biologisch und regional einkaufen stand während der Corona-Pandemie hoch im Kurs.
Doch die Zeiten sind längst vorbei. Die gestiegenen Energiekosten und Lebensmittelpreise treiben die Menschen wegen der billigen Angebote in die Discountmärkte. Viele Bioläden und vor allem auch Hofläden haben dabei das Nachsehen. Dabei ist diese Käuferreaktion kurzsichtig.
„Die Leute laufen in die Discounter, weil sie glauben, sie können dort Geld sparen“, sagt Michael Buscher vom Buscherhof, der an der Grenze von Mettmann und Ratingen liegt. Schon in den Discountern kann beobachtet werden, dass zuweilen Bio-Gemüse günstiger angeboten wird als die konventionelle Variante. Und im regionalen Anbau sieht es ähnlich aus. „Im Discount-Bereich sprechen wir von einer Preiserhöhung von 30 Prozent, im Bio-Bereich höchstens von fünf bis acht Prozent“, betont Michael Buscher. Die Verunsicherung der Leute hat Folgen für die Bio-Landwirte und die Hofläden.
Die Preise wurden gar nicht erhöht, betont der Landwirt
„Früher habe ich viele Kartoffeln an die Hofläden im Bergischen Land verkauft“, erzählt Buscher. „Heute geht dort überhaupt nichts mehr. Dort können wir von Verlusten von über 50 Prozent sprechen.“ Und nicht nur dort. Michael Buscher, der eine breite Auswahl Bio-Kartoffeln auf seinem Bioland-Hof anbaut, hat immer noch die Lager voll. „Ich habe noch weit über 100 Tonnen da stehen“, verrät er. Zum einen kann er sich über eine gute Ernte freuen. „Es war zu trocken für die Kartoffelfäule“, erklärt er. Deshalb gab es keine Einbußen. Zum anderen jedoch läuft der Verkauf mehr als schleppend. Und das lässt sich durch hohe Preise nicht erklären. „Wir haben unsere Preise gar nicht erhöht“, versichert Buscher. „Die Kartoffeln kosten noch genauso viel wie vor drei Jahren.“ Anders als beim Dinkel, den Buscher anbaut und der sich derzeit ebenfalls schlechter verkauft, können Kartoffeln nicht so lange gelagert werden. „Die müssen bis spätestens Juni verkauft sein“, sagt Buscher. Alles, was bis dahin nicht verkauft ist, wird entweder an die eigenen Kühe verfüttert oder der Buscherhof muss es zur Stärkegewinnung geben – zu einem unterirdischen Preis. „Da bekomme ich noch nicht einmal das Geld für die Pflanzen raus“, sagt er. Was also tun? Um seine hochwertigen und mit viel Handarbeit angebauten und geernteten Kartoffeln doch noch an die Leute zu bringen, hat sich Michael Buscher etwas Besonderes einfallen lassen: einen Scheunenverkauf. „Bis Ostern machen wir jeden Samstag von 10 bis 14 Uhr einen Scheunenverkauf“, erzählt er. Dabei werden nur große Säcke ab 12,5 Kilo verkauft. „Zu einem Sonderpreis.“ So gibt es bis zu 50 Prozent Rabatt, beispielsweise wenn jemand 25 Kilo Kartoffeln kauft. „Das ist dann ein Preis wie für konventionelle Kartoffeln“, sagt Buscher. Eine einmalige Gelegenheit, hochwertige Bio-Kartoffeln zu einem extrem günstigen Preis zu bekommen. Natürlich sind 12,5 Kilo viel, aber die Kartoffeln lassen sich gut lagern. „In einer dunklen Kiste, bis 10 Grad können sie auch auf der Terrasse gelagert werden“, weiß Michael Buscher. Selbst wenn sie ein wenig keimen, können sie noch verwendet werden. Michael Buscher hofft nun, dass er mit dem Sonderverkauf noch möglichst viele Kartoffeln vor dem Kuhmagen und der Stärkeproduktion retten kann. Verdienen wird er damit kaum etwas. „Wenn ich wenigstens meine Kosten decken kann“, sagt er. Wer dennoch lieber eine kleine Portion von zwei Kilo Kartoffeln kaufen möchte, der kann dies jederzeit im Selbst-Bedienungs-Hofladen des Buscherhofes tun.