Justiz in Mettmann und Erkrath Flucht über den Balkon – Nasenpiercing rausgerissen

Mettmann/Wuppertal · Vor Gericht sagte ein Mann aus Mettmann aus, wie er einen Überfall in seiner Wohnung erlebt hat.

Am zweiten Verhandlungstag wegen eines Raubüberfalls in Mettmann sagte das Opfer aus.

Foto: dpa/Oliver Berg

Es ist der 26. November 2022. Ein damals 21-Jähriger Mann hatte „ein komisches Bauchgefühl“, als er mit seiner Freundin gegen 18 Uhr zum Supermarkt ging. Zwei Männer sitzen in einem weißen Corsa, das Auto steht an der Bresslauer Straße im Wendehammer. Die Freundin sieht ein „S“ im Kennzeichen, der junge Mann meint sich auch noch an ein „G“ erinnern zu können. Er ist sich sicher, der Wagen kommt laut dem Autokennzeichen aus Solingen.

Als sie vom Einkaufen aus dem Supermarkt zurückkommen, sehen sie zwei Männer im Haus verschwinden. In seiner Wohnung angekommen, schließt der 21-Jährige die Wohnungstüre zweimal ab. Kurze Zeit später klopft es auch schon an der Wohnungstür. Eine laute Stimme ist zu hören. Er solle aufmachen, man wolle ihm etwas geben und könne das nicht unter der Türe durchschieben.

Dann kracht es, zwei Männer treten die Wohnungstür ein. Der Bewohner flieht über seinen Balkon auf den Balkon der Nachbarwohnung. Fünf Minuten lang klopft er dort an die Scheibe, bis der Nachbar endlich die Türe öffnet. Aus seiner Wohnung hört er Geschrei, seine Freundin hatte sich den mit Sturmhauben maskierten und mit einer Schreckschusspistole bewaffneten Tätern entgegengestellt. Für ihren Mut bekommt sie eine überaus brutale Antwort. Sie wird geschlagen, die Männer reißen ihr das Nasenpiercing heraus, in der Wohnung ist überall Blut. „Wo ist der Tresor?“, sollen die Eindringlinge gerufen haben. Dann packen die Männer die Tasche und ein Handy, und fliehen.

Das Paar war zuvor schon einmal bedroht und angegriffen worden

Die Polizei rückt an, dort wo der Corsa stand, finden die Beamten Zigarettenstummel. Auf den Zigarettenfiltern finden sich DNA-Spuren. In der Datenbank der Polizei gibt es zwei Treffer. Deshalb sitzen nun zwei 26-Jährige aus Erkrath und Solingen auf der Anklagebank. Und es ist klar: Der Raubüberfall am 26. November 2022 war nicht der erste gewalttätige Übergriff auf den Mettmanner und dessen Freundin.

Schon drei Wochen zuvor hatten die beiden sich an der Wohnungstüre drei Männern gegenüber gesehen, zwei hielten Pistolen in der Hand, der Dritte fuchtelte mit einem Kampfmesser. Die Männer schlugen dem Mann mit der Pistole auf den Hinterkopf und seiner Freundin unter das Kinn. Die Frau riss im Handgemende einem der Täter an der Sturmmaske, die Maske zerriss und man sah den Bart des Mannes. Der Enttarnte soll daraufhin gedroht haben, ihrem Freund die Lippe abzuschneiden, wenn sie ihn weiterhin anschauen würden. „Dann war es auch schon vorbei“, erinnert sich der Mettmanner nun im Zeugenstand. Zur Polizei sei er nach diesem ersten Überfall nicht gegangen, stattdessen habe er sich in einer anderen Wohnung zum Schlafen ins Bett gelegt. Sicher ist sicher.

Und noch etwas war dem 21-Jährigen nach den beiden Taten bei der Polizei eingefallen: Monate zuvor war ihm von drei Männern „das Handy abgezockt“ worden. Einen der am Handyraub beteiligten Täter meint er beim ersten Überfall in seiner Wohnung wiedererkannt zu haben.

Nach dieser Aussage des Überfallopfers am zweiten Verhandlungstag muss die Strafgerichtsklammer diese Fragen klären: Waren die beiden Angeklagten an dieser Tat beteiligt? Und waren sie diejenigen, die den zweiten Überfall begangen haben? Darüber muss nun die Beweisaufnahme Aufschluss erbringen. Der Prozess wird fortgesetzt.