Förderprojekt in Mettmann Junge Forscher decken Geheimnisse auf

Mettmann · Aberglaube, Massentierhaltung und die Morde der schönen Nofretete waren Themen sogenannter Expertenarbeiten. Mit dem Angebot werden leistungsstarke Schüler am Heine-Gymnasium jenseits des regulären Unterrichts gefördert.

Die 13-jährige Viktoria (vorne links) und Lennart (12 Jahre) mit ihren Projektbetreuern Claudia Rüsewald und Moritz Eschmeier.

Foto: Valeska von Dolega

Viktoria (13 Jahre) und Lennart (12 Jahre) sind sowieso exzellente Schüler. Ihre schlechtesten Noten auf dem Zeugnis sind bei Viktoria zwei Mal die Note „gut“, nämlich in Geschichte und Chemie. „Wenn ich mir bei den Antworten nicht sicher bin, dann melde ich mich nicht so gerne“, begründet Viktoria das. Bei Mathe-Crack Lennart sind Physik und Kunst die schlechtesten Fächer, auch er hat hier jeweils nur ein „gut“. Aufgrund ihrer besonderen Leistungen fragte die Schulkonferenz des Heine-Gymnasiums sie mit weiteren 14 Heine-Gymnasiasten an, ob sie beim „Forder-Förder-Projekt“ mitmachen möchten. Diese Expertenrunde ist, salopp gesprochen, ein Konzept à la „Jugend forscht“ – nur nicht auf naturwissenschaftliche Fächer beschränkt, sondern um Gesellschaftliches erweitert. Ziel ist, leistungsstarke Schüler ihren Begabungen entsprechend quasi intellektuelle Bonbons zu geben. In einer Doppelstunde wird dann ein halbes Jahr lang streng methodisch gearbeitet.

Zum fünften Mal gab es das Expertenforum, das wie in der Vergangenheit, mit Vorträgen endet. „Das ist jedes Mal richtig toll“, beschreibt Claudia Rüsewald, mit Kollegen wie Moritz Eschmeier als eine von insgesamt sechs begleitenden Lehrkräften Projekt-Begleiterin. Denn vor den Vorträgen – auf der Bühne der Aula im Scheinwerferlicht, im Publikum nicht nur euphemisierte Verwandtschaft, sondern auch das Kollegium – haben manche schlimmes Lampenfieber, „manche Schüler sind so aufgeregt, dass sie nicht vortragen wollen“, „und sind hinterher zwei Köpfe größer“, wie Moritz Eschmeier ergänzt. „Die Sechs- und Siebtklässler stehen da echt ihren Mann. Sie sind wirklich besser, als wir es damals waren“, lobt Eschmeier. „Alles eine Frage der Konzentration“, lächelt Viktoria.

Pädagogisches Ziel ist eigentlich nicht der Vortrag selbst, sondern die in der Expertenrunde erlernten Methoden zu verinnerlichen und für weitere Aufgaben zu nutzen. „Die Reflexionsprozesse stehen im Vordergrund.“ Wesentliches über Zeitmanagement und Recherchemöglichkeiten gelernt zu haben, war für Viktoria, sie liebt klassische Gedichte, und Mathe-Ass Lennart das Beste. Die Siebtklässlerin widmete sich dem Thema Zöliakie, als sie fünf Jahre war, wurde bei ihr eine Glutenunverträglichkeit festgestellt. Sich mit „all den Fachtexten zu beschäftigen, die ja echt nur aus Fakten bestehen“, war eine Herausforderung. „Da muss man echt professionell bleiben“, was dann die Ausarbeitung der Thesenpapiere angeht. Aber einen Job in der Forschung könnte sie sich durch das Forder-Förder-Projekt „gut vorstellen“.

Beide sind sprichwörtlich auf den Geschmack des streng wissenschaftlichen Arbeitens gekommen, auch wenn sich die nicht auf die Doppelstunde beschränken ließ. „Das war manchmal anstrengend, auf Freizeit zu verzichten“, ergänzt Lennart, begeisterter Fußballspieler mit dem Berufsziel Kieferorthopäde.

Denn durch die Projektarbeit hat er jetzt einen klar formulierten Berufswunsch. „Ich möchte den Menschen dann ein schönes und glückliches Lächeln schenken“, begründet er seine Entscheidung. Auch die professionellen Vorträge der Mitmachenden erlebten sie – wegen des wissenschaftlichen Tiefgangs – als „richtig spannend“.

Besonders in Erinnerung bleibt beiden der „Cold Case Nofretete“. „Sie war nicht nur schön, sie hat reihenweise auch die Verwandtschaft ermordet, um ihre Macht zu sichern“. Was der Klimawandel mit Pinguinen macht, kam ebenso zum Vortrag wie Joanne K. Rowlings Weg aus einer verzweifelten Situation hin zur Bestseller-Autorin und Aspekte der Auswirkungen der Massentierhandlung.

Der Expertenabend hatte eine schöne Nebenwirkung, weil für ein Unicef-Projekt notleidenden Kinder in Somalia gespendet wurde.