Mettmann Neuplanung Stadthalle mit Bürgerbeteiligung
Mettmann · im Herbst sollen sich per Workshops auch Bürger einbringen. Zum Auftakt wurden erste Modelle der Neunutzung gezeigt.
Sie hat keinen jahrhundertelangen Alterswert vorzuweisen und wird keinen Schönheitspreis gewinnen. Aber weil die Stadthalle Mettmann am 16. Januar 2020 mit der laufenden Nummer 138 in die Denkmalliste der Stadt Mettmann als Baudenkmal eingetragen wurde, steht der Klotz, liebevoll „Frosch“ genannt, nun unter Denkmalschutz. Ungenutzt ist sie – bis auf Bücherei und Mehrgenerationenhaus. Sie verursacht Kosten und seit langem hoffen die Bürger, es gäbe endlich eine Lösung.
„Das Thema ist herausfordernd und erfordert Mut“, sagt dazu Markus Rathke. Er muss es wissen, er ist Architekt – und Sohn des Mannes, der die Stadthalle geplant hat: Wolfgang Rathke. Zusammen mit seinem Bruder Lucius verwaltet er die Urheberrechte des Vaters. Beide wollen nichts blockieren, sondern plädieren für eine „Transformation“. Jetzt gab es im Rathaussaal eine Zusammenkunft zum Thema, in dessen Mittelpunkt ein Vortrag zur „Bedeutung der Stadthalle Mettmann“ von Kunsthistorikerin Yasmin Renges sowie die Präsentation zweier Transformationen der alten Halle durch Lisa Krön und Johanna Foth, beides übrigens gebürtige Mettmannerinnen mit inzwischen abgeschlossenem Architekturstudium, standen. Dieser Auftakt bildete aus Markus Rathkes Sicht „einen guten Start. Der Anstoß ist gegeben, endlich zu diskutieren“.
Die Liste der Fragezeichen ist lang, angefangen mit der prinzipiellen Frage: Abriss oder Umgestaltung im Bestand. Lisa Krön widmete sich in der von ihr vorgelegten Abschlussarbeit einer kompletten Neukonzeptionierung und entwickelte daraus ein neues Kulturzentrum für Mettmann. Was die Lokalpolitiker der FDP seit Jahren fordern, nämlich Bibliothek, Musikschule, VHS und Co. in adäquaten Räumen unter einem Dach zu bündeln, setzte sie um. Platz für Kita und Co-Working Space sieht diese Variante ebenfalls vor.
Ganz anders das von Johanna Foth vorgestellte Modell, ein sogenanntes Future Lab als Gegenpol zum Neandertal. Nach ihren Entwürfen wurde die Stadthalle geöffnet, um von mehr Tageslicht zu profitieren, um einen nachhaltigen Anbau ergänzt und von Grün umsäumt. Das Wichtigste: nicht die kleinste Schraube bliebe im Neuentwurf ungenutzt, 67 Prozent der ursprünglichen Substanz würden weiter genutzt und selbst der Löwenanteil der noch verbleibenden 33 Prozent recycelt.
„Die Arbeiten sind untereinander nicht vergleichbar“, kommentierte das im Gespräch Markus Rathke. Als Grundlage muss die Verwaltung ein Nutzungskonzept entwickeln – denn was auch immer aus dem Frosch wird: „Die Stadthalle muss sich wirtschaftlich tragen“, wie am Ende der Vorträge Technischer Beigeordneter Tobias Janseps sagte. Und dazu muss klar sein, für was der Neu-Frosch da sein soll. „Die soziale Nutzung ist wichtig“, aber die prinzipielle Frage muss beantwortet werden, nämlich: „Was soll an diesem Ort passieren? Was braucht Mettmanns Innenstadt?“ Was in Zukunft hier angeboten werden soll, bedeutet auch, sich ein „Gebäude leisten zu wollen – also muss es wenigstens teilweise zu seinem Unterhalt beitragen“, wie Tobias Janseps zu „ergebnisoffenen Vorschlägen“ ausführte. Der Auftakt sei nun gemacht, nach den Sommerferien sollen die Bürger dann in Workshops eingebunden werden. Erst einmal müsse ein Architektenwettbewerb ausgeschrieben werden, einer der Entwürfe das Rennen machen, dann müsse die Denkmalpflege ihr Plazet geben und „erst dann wissen wir, was es kosten wird“.
Die Frage einer Bürgerin nach einer Zeitschiene wurde seitens der Verwaltung mit „wir halten Sie auf dem Laufenden“ beantwortet, konkreter waren Aussagen zu Gestaltungsmöglichkeiten und Kosten ebenfalls nicht. „Ich gehe frustriert nach Hause“, sagte Aule-Chef Friedhelm Kückels. Bereits unter Ex-Bürgermeister Bodo Nowodwoski gab es Arbeitsgruppen, „wann bekommen die Mettmanner Bürger endlich wieder anständige Versammlungsräume?“, hakte er nach.