Mettmann: GF droht der Stadt mit Klage

Das Unternehmen fürchtet mit teueren Auflagen, wenn Studenten in die Alte Fabrik ziehen.

Mettmann. Für Irritationen und Unverständnis hat die Stadt in der Führungsetage von Mettmanns größtem Arbeitgeber, Georg Fischer (GF), gesorgt. Das Unternehmen droht der Stadt sogar mit einer Klage.

Für Unmut bei dem Automobilzulieferer sorgt die Nachricht, dass die Verwaltung eine Nutzungsänderung des Mettmanner Bauvereins (MBV) für den Bau von Studentenwohnungen in der Alten Fabrik sowie einem Studentenwohnheim auf dem Grundstück an der Elberfelder Straße genehmigt hat. Dort sollen einmal Studenten der privaten Fachhochschule der Wirtschaft (FHDW) einziehen, die im Oktober im Innovationspark Mettmann-West ihren Studienbetrieb aufnehmen wird.

Diese Studentenwohnungen führen nach Ansicht von Georg Fischers dazu, dass die derzeitigen Grenz- und Immissionsrichtwerte deutlich gesenkt werden müssen, da der Abstand zwischen Wohnbebauung und Industriegelände verringert werde.

GF müsste dann für viel Geld seine Anlagen nachrüsten, um die behördlichen Auflagen zu erfüllen. Gleiches gelte für die benachbarte Eisen- und Metallwarenfirma Overhoff. Außerdem würden die geltenden Abstandsflächen zwischen Industrie- und Wohngebiet in unzulässiger Weise unterschritten, gibt GF zu bedenken.

"An Ihre Zusage, uns als betroffenes Unternehmen zu beteiligen und vor der Entscheidung erneut anzuhören, fühlten Sie sich offensichtlich nicht mehr gebunden", heißt es in einem Brief von Andreas Güll und Bodo Müller aus der GF-Chefetage an den Bürgermeister. Der hat für Montag den GF-Vorstand zum Gespräch eingeladen. Die Nachricht, dass die Stadt den Bewilligungsbescheid für den MBV erteilt hat, erreichte GF am Donnerstag.

Für das Unternehmen ist es nicht nachvollziehbar, "dass Sie mit Ihrer Entscheidung offensichtlich die Interessen des MBV an der Errichtung relativ weniger Studentenwohnungen höher gewichten, als das Interesse des mit rund 1.100 Arbeitsplätzen bedeutsamsten Industrieunternehmens in Mettmann", heißt es weiter.

Noch im November des vergangenen Jahres soll die Stadt GF versichert haben, "dass der Bestand der Firma GF als größtem Arbeitgeber vor Ort für die Stadt Mettmann eine besonders wichtige Angelegenheit ist und daher keinerlei Interesse besteht, die heutige Situation zum Nachteil zu verändern", zitiert das Unternehmen aus dem Schreiben.

Die Stadt wird aufgefordert, ihre Entscheidung zu revidieren. Ansonsten werde GF alle rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen, damit die Genehmigung aufgehoben wird. Ein Rechtsstreit werde nicht nur zu zeitlichen Verzögerungen führen, sondern die Entscheidung der Stadt aus rechtlichen Gründen scheitern lassen.

GF könnte die Entscheidung der Stadt nur akzeptieren, wenn die dem Unternehmen rechtsverbindlich zusichere, alle notwendigen Nachrüstungskosten, die zur Einhaltung der Immissionsschutzwerte notwendig würden, zu erstatten.

"Die Behauptung, dass wir die Interessen Georg Fischers überhaupt nicht berücksichtigen würden, entspricht absolut nicht den Tatsachen. Es hat im Vorfeld mehrere Gespräche gegeben und wir werden auch am kommenden Montag miteinander sprechen.

Und dann werden wir sehen, wie es weitergeht", sagte Bürgermeister Bodo Nowodworski am Freitagabend im WZ-Gespräch. Allerdings sei es richtig, dass die Stadt der Nutzungsänderung für die Alte Fabrik zugestimmt hat, bestätigte er.

Dem Mettmanner Bauverein liegt nach Aussage von Vorstandsvorsitzendem Volker Bauer keine Baugenehmigung für die beantragte Nutzungsänderung vor. Bauer: "Deshalb gibt es von unserer Seite dazu keinen Kommentar."