Haan: Angeklagte schweigt beharrlich

50-Jährige soll zwei Seniorinnen um 60 000 Euro betrogen haben.

Haan. Ein etwas heikler Betrugsfall wurde am Mittwoch am Amtsgericht Velbert verhandelt. Die Angeklagte Irene F. aus Solingen wird beschuldigt, zwischen April 2005 und November 2006 in mehr als 72 Fällen die Haaner Rentnerinnen Gerda R. und Ursula F. um mehr als 60000 Euro betrogen zu haben.

Weil die 50 Jahre alte Angeklagte vor Gericht am Mittwoch keine Angaben zur Sache machen wollte, müssen die Zeugenvernehmungen Licht in die Angelegenheit bringen. Weil das aber so viele sind und noch nicht alle geladen waren, hat Richter Michael Dittmann die Verhandlung nach drei Stunden verschoben und drei neue Termine für die Fortsetzung angesetzt.

Im Tatzeitraum hat die Angeklagte sowohl Gerda R. als auch Ursula F. häuslich gepflegt. Im Rahmen dieser Betreuung habe sie sich Bargeld und zahlreiche Barschecks von den Seniorinnen für verschiedene Besorgungen aushändigen lassen.

Zudem soll sie Ursula F.s EC-Karte samt Geheimzahl gestohlen und damit unter anderem in Polen Geld abgehoben haben. Ursula F. gibt an, die Barschecks immer wieder unterschrieben zu haben, weil die Angeklagte damit gedroht habe, das Betreuungsverhältnis aufzulösen und sie an einen Pflegedienst zu übergeben.

Aufgedeckt haben den Betrug Gabriele R. (49) und Christa H. (64). Sie kennen die geschädigte Ursula F. seit vielen Jahren und haben mittlerweile die Betreuung der 84 Jahre alten Witwe übernommen. Beide Frauen wurden am Mittwoch als Zeugen gehört.

Die einst befreundeten Opfer konnten am Mittwoch persönlich nicht vor Gericht erscheinen. Aus gesundheitlichen Gründen wurde Ursula F. bereits im Februar zu Hause von Richter Dittmann vernommen. Von Gerda R. liegt nur die schriftliche Aussage vor, die sie im Dezember 2006 im Rahmen der Ermittlungen abgegeben hat. Sie ist mittlerweile gestorben.

Insgesamt neun Zeugen sollen an den weiteren Verhandlungstagen in April und Mai zu dem Vorfall vernommen werden. Unter anderem ein Mitarbeiter der Stadt-Sparkasse Haan, der Hausarzt von Ursula F. und ein Beamter der Kriminalpolizei. Wenn sich die Tatvowürfe bestätigen, droht Irene F. eine bis zu zehnjährige Haftstrafe. Dem hätte sie am Mittwoch mit einem Geständnis entgehen können - die Staatsanwaltschaft hatte ihr eine Bewährungsstrafe angeboten. Doch sie schwieg beharrlich.

Irene F.s Anwalt hatte ihr aus "prozesstaktischen" Gründen geraten, keine Aussage zu machen. Nach der Verhandlung sagte er gegenüber der WZ, dass Irene F. behaupte, unschuldig zu sein. Vielmehr gehe sie davon aus, dass die Zeugen Gabriele R. und Christa H. sie aus Missgunst angezeigt hätten. Beide hätten unbedingt die Betreuung von Ursula F. übernehmen wollen.