Mettmann: Gustav Kemmann - Ein Leben für den Untergrund
Historie: Der Mettmanner Ingenieur Gustav Kemmann schuf die Grundlage für den Bau der ersten U-Bahn Deutschlands in Berlin.
Mettmann. Bei manchen ist der Tod die logische Konsequenz des Lebens: So bei Gustav Kemmann, Verkehrswissenschaftler und Bruder des Mettmanner Ehrenbürgers Albert Kemmann. Im Jahr 1931 war Kemmann mit der Berliner Straßenbahn unterwegs. Früh morgens bestieg er die Linie 57, um in die Stadtmitte zu fahren. Dabei fiel der Verkehrsexperte einfach um - Herzinfarkt.
Einer, der sich mit der Person Gustav Kemmann intensiv beschäftigt hat, ist Peter Birschel. Er durchstöberte anlässlich des 1100-jährigen Bestehens der Stadt im Jahr 2004 die Archive.
Im Vergleich zu seinem Bruder ist Gustav Kemmann recht unbekannt. "Vielleicht liegt das daran, dass er in Berlin seine neue Heimat gefunden hatte. Er hat sich international einen Namen als Verkehrswissenschaftler gemacht", berichtet Birschel. Immerhin gebe es eine Gedenktafel am Mettmanner Brücker Berg.
In Barmen besuchte der junge Kemman die Gewerbeschule. Danach studierte er Bauingenieurwesen an der Königlichen Bauakademie in Berlin. Mit 24 Jahren bestand er die erste Staatsprüfung mit Auszeichnung. Zur Belohnung gab es ein Stipendium nach England. "Die U-Bahn dort muss für ihn eine Art Schlüsselerlebnis gewesen sein", überlegt Birschel.
Er zeichnete seine Beobachtungen und Erkenntnisse zur Londoner U-Bahn auf - und das so sorgfältig, dass das zuständige Ministerium ein Buch aus den Aufzeichnungen veröffentliche. Noch heute gehört das Werk mit dem Titel "Der Verkehr Londons mit besonderer Berücksichtigung der Eisenbahnen" zu den Standardwerken der Verkehrswissenschaften.
Nach seiner Londoner Zeit folgten Arbeitseinsätze unter anderem in Südamerika, bis er in Berlin den Auftrag bekam, an der Konzeption der Berliner U-Bahn mitzuarbeiten. Zuständig war er insbesondere für die Berechnung der zu erwartenden Gästezahlen für die geplante Stammlinie der Hochbahn und ihrer weiteren Linien. Und bei den Zählungen war seine Ehefrau mit dabei. Zwei Wochen lang fuhr sie täglich sämtliche Straßenbahnlinien ab und schrieb die Zahl der Fahrgäste auf.
Mehr als 30 Jahre lang arbeitete er immer wieder am Ausbau des Berliner Verkehrswesens mit. Davon profitieren noch heute die Menschen in der Hauptstadt. So geht die Einführung des selbsttätigen Signalsystems auf Kemmanns Initiative zurück, und auch die Gummileisten an den Türen zur Vermeidung von Verletzungen haben die Menschen ihm zu verdanken.