Mettmann: Hilfsorganisation - Klinken putzen für Lettland

Peter Langbehn (70) ist jährlich 20000 Kilometer für seine Hilfsorganisation unterwegs.

Mettmann. Der Mann kann keine fünf Minuten ruhig sitzen bleiben. Er ist immer auf dem Sprung. Seine 70 Jahre merkt man ihm deshalb nicht an. Peter Langbehn ist immer auf der Suche.

Auf der Suche nach Hilfsgütern, die er nach Lettland schicken kann. Ende der 90er-Jahre gründete er die Lettlandhilfe Mettmann. Seitdem hat er unzählige Hilfstransporte zusammengestellt. Wie viele es waren, kann er gar nicht sagen.

"Ich hab’ erst 2000 angefangen, zu zählen. Im Schnitt ist jeden Monat ein 40-Tonner rübergegangen." Nur im letzten Dezember und Januar nicht. Langbehn: "Da ging gar nichts. Die hatten zweieinhalb Meter Schnee und Temperaturen von bis zu minus 35 Grad."

Mitte der 90er-Jahre bestückte Langbehn mit Schülern des Heinrich-Heine-Gymnasiums (HHG) seinen ersten Lastwagen und schickte ihn ins russische Kaliningrad (ehemals Königsberg). Und er unterstützte den Wülfrather Pastor Rex, der Lettland mit Spenden unterstützte. So knüpfte Langbehn erste Kontakte ins Baltikum.

Für die Mettmanner Lettlandhilfe ist er fast jeden Tag, auch sonn- und feiertags unterwegs, immer auf der Suche nach brauchbaren Möbeln, Kleidung, Elektroartikeln, Süßigkeiten sowie Rollstühlen, Pflegebetten, Gehhilfen oder Medikamenten. "Alles, was die Menschen dort brauchen, es aber nicht kaufen können, weil sie das Geld dazu nicht haben."

Inzwischen muss Langbehn nicht mehr Klinkenputzen, um an Hilfsgüter heranzukommen. "Die Leute rufen mich an, wenn sie was haben." Und oft ist es so viel, dass er hin und wieder die Mettmanner Tafel, die Obdachlosenhilfe der Caritas oder das Mettmanner Frauenhaus mit Süßigkeiten und anderen haltbaren Lebensmitteln beliefern kann. 20000 Kilometer fährt Langbehn mit seinem Kleintransporter jedes Jahr, um alle Spenden einzusammeln.

Er opfert aber nicht nur seine Freizeit, um den Menschen in Lettland zu helfen, sondern hat für viele Transporte auch noch die Kosten aus eigener Tasche finanziert. Früher war Langbehn als selbstständiger Händler von Orientteppichen in ganz Deutschland unterwegs.

"Da hab’ ich gut verdient, dass ich mir das Hobby leisten kann", sagt er und runzelt die Stirn. Die Bereitschaft, der Lettlandhilfe finanziell zu unterstützen, sei mager gewesen, sagt Langbehn. Zurzeit muss er für einen 40-Tonner Hilfstransporter rund 2000Euro für die 2000Kilometer lange Fahrt bezahlen.

"Jetzt mit 70", sagt Langbehn, "wird es langsam Zeit, ans Aufhören zu denken." Doch daran glaubt niemand so recht. Auch nicht seine Frau. Die Hilfe für die Menschen in dem rund 30000Einwohner zählenden Kreis Madona mit 26 kleinen Städten und Dörfern ist für ihn zu einer Art Lebensaufgabe geworden.

Die vielen Dankesschreiben der Menschen und Fotos, die er bekommen hat, hat Langbehn in einem Ordner sortiert. "Vielen Dank für die Möglichkeit, mit Ihrer Hilfe unser Alltagsleben zu verbessern", heißt es in einem Brief einer Mutter von Drillingen, deren Mann arbeitslos ist. Das ist es, wofür Langbehn, der auf lettisch Petram Langbenam aus Metmana heißt, rastlos unterwegs ist.

Die Spenden gehen an Schulen, Kindergärten, Krankenhäuser sowie bedürftige Familien. Vor drei Jahren wurde Langbehn in Riga vom lettischen Staatspräsidenten Valdies Zatlers mit dem großen Ehrenzeichen des Verdienstkreuzes, einer der höchsten Ehrungen des baltischen Staates, ausgezeichnet. Die Ehrung wird für besonderes Verdienste um das lettische Volk verliehen.

Im Juni wird er mit einigen seiner Helfer nach Lettland reisen. Madonas Gemeindedirektor Aris Vilskersts hat sie wie auch Bürgermeister Bernd Günther eingeladen.