Mettmann: Kaplan Flintrop wird dem Vergessen entrissen

Vor 65 Jahren starb der Priester im KZ Dachau. Die Kolpingsfamilie stiftete ihm zu ihrem 150-jährigen Bestehen eine Gedenktafel.

Mettmann. "Ich fürchte, mein Leben geht zu Ende", schreibt Kaplan Johannes Flintrop 1942 aus dem KZ Dachau an seinen Vater in Barmen. Wegen defätistischer Äußerungen wird Flintrop im Mai verhaftet und nach Dachau gebracht. Am 18. August 1942 ist der erst 38 Jahre alte Priester tot. Als Todesursache wird Phlegmone, eine eitrige Entzündung der Haut, angegeben.

Als die Nachricht vom Tode Flintrops in Mettmann eintrifft, ist das Entsetzen groß. "Doch die Menschen waren einfach zu ängstlich, um darüber auf der Straße zu sprechen", erinnert sich Rolf Hamacher (79). Als Messdiener erlebte der damals 14-Jährige die letzte Predigt des Kaplans. "Als er morgens in die Sakristei kam, wirkte er auf mich sehr aufgeregt und nervös. Dass er nach der Predigt von zwei Gestapo-Leuten verhaftet wurde, haben wir Messdiener aber nicht mitbekommen."

Als Flintrop in Barmen beerdigt wird, steht Rolf Hamacher mit vielen anderen Mettmanner Messdienern am Grab. "Ich hatte Flintrop auch im Religionsunterricht auf dem Gymnasium. Er war sehr aufgeschlossen, sprach auch schon mal ein klares Wort. Er lachte gern und machte auch schon mal einen Scherz", kramt Hamacher in seinen Erinnerungen.

Bewegend sei das große Requiem für den Kaplan, der von 1932 bis zu seiner Verhaftung 1942 in Mettmann wirkte, gewesen. Die Menschen fanden gar nicht alle Platz in St. Lambertus. "Damit haben die Leute ihren Unmut gegen die Nazis zum Ausdruck gebracht", sagt Hamacher. Kaplan Johannes Flintrop war Jugendseelsorger in Mettmann, Bezirkspräses der Kolpingsfamilie und Wehrmachtsstandortpfarrer.

Vor knapp zehn Jahren wurde der Priester in Rom selig gesprochen. Zum 150. Geburtstag der Mettmanner Kolpingsfamilie stiftete die nun eine Gedenktafel, "die Kaplan Johannes Flintrop dem Vergessen entreißen soll", wie es Wilfried Meiswinkel, der Vorsitzende der Kolpingsfamilie, formulierte.

In St. Lambertus hatte Prälat Helmut Moll, Fachmann für das Martyrologium des 20. Jahrhunderts, eine Gedenkmesse für Flintrop gehalten. Anschließend segnete er die Gedenktafel, die nun in der Flintrop-Kapelle im Turm von St. Lambertus aufgestellt wurde.

"Kaplan Flintrop war ein standhafter Bekenner des Glaubens. Seien Sie stolz auf Ihren Kaplan", rief Prälat Moll von der Stelle, wo Flintrop einst gestanden hatte. "Verwurzelt in Gott und mitten im Leben", diesen Leitgedanken Flintrops hat sich die Kolpingsfamilie in ihrem Jubiläumsjahr auf die Fahne geschrieben.

Barmen Johannes Flintrop wird am 23. Mai 1904 in Wuppertal-Barmen geboren.

Köln Mit 17 Jahren beginnt Flintrop das Studium der Theologie in Bonn. 1927 wird er im Kölner Dom zum Priester geweiht.

Mettmann Von 1932 bis 1942 wirkt Flintrop als Kaplan an St. Lambertus.

Dachau Am 1. Mai wird Flintrop ins KZ Dachau gebracht. Dort stirbt er am 18. August 1942.

Flintrop, als er auf der Kanzel von St. Lambertus einen Nazi-Spitzel mit Papier und Bleistift unter der Orgelbühne erkennt, der die Predigt aufschreibt.

Flintrop zu Jugendlichen. Ein Hitlerjunge meldet das weiter.

Flintrop zu einer kranken Frau bei einem Krankenbesuch im Katholischen Krankenhaus St. Elisabeth. Die Frau meldet das weiter.