Pfarrer Volker Horlitz im Interview: Gipfel für mehr Gerechtigkeit
Den Armen soll es besser gehen: Symbolisch läuten am MIttwoch zum Start des G8-Gipfels die Kirchenglocken in Erkrath.
Erkrath. Heute startet der viel diskutierte G8-Gipfel in Heiligendamm. Gleichzeitig beginnt in Köln der Evangelische Kirchentag. 34 Erkrather reisen mit ihrer Kirchengemeinde an. Pfarrer Volker Horlitz aus Erkrath erzählt, was er vom G8-Gipfel erwartet, und wie der Kirchentag zu mehr Gerechtigkeit beitragen kann.
Herr Horlitz, heute werden in der Neanderkirche um 18 Uhr acht Minuten lang die Glocken läuten. Was hat es damit auf sich?
Die Glocken läuten für mehr Gerechtigkeit. Und das symbolisch acht Minuten lang wegen des G8-Gipfels. Gleichzeitig wird es in der Kirche eine Andacht geben. Die werde ich allerdings nicht halten, da ich zum Evangelischen Kirchentag nach Köln reise.
Warum läuten die Glocken für mehr Gerechtigkeit?
Viele Länder sind so hoch verschuldet, dass sie aus dem Berg gar nicht mehr herauskommen. Das Glockenläuten soll an die Verantwortung für diese armen Länder erinnern. Auch die Akteure des G8-Gipfel sollen ins Nachdenken gebracht werden, diese Länder tatsächlich zu entschulden. Es müssen Entscheidungen getroffen werden, die das vorantreiben. Das fordert die Evangelische Kirche schon seit vielen Jahren. Nur so können die armen Länder wieder auf die Beine kommen.
Was erwarten Sie neben mehr Gerechtigkeit vom Gipfel der acht Großen?
Ich erhoffe mir, was das Klima angeht, immer noch ganz viel. Was Bush kürzlich zu dem Thema gesagt hat, das war ein herber Rückschlag. Es sollte egal sein, wer die Vorreiterschaft hat. Wichtig ist doch, dass Vereinbarungen getroffen werden. Und da ist Amerika dringend gefordert.
Unterstützt die Evangelische Kirche Hochdahl die Anti-Gipfel-Demonstrationen?
Von der Ideologie her unterstützen wir die Demonstrationen. Aber die Kirchengemeinde Hochdahl nimmt nicht personell daran teil.
Aber aus Erkrath fahren Menschen zum Evangelischen Kirchen tag nach Köln?
Ja, aus unserer Gemeinde sind es 20 Leute. Einen eigenen Stand haben wir in Köln aber nicht. Die Jugendlichen übernachten vor Ort, die Erwachsenen pendeln. Ich selbst bin auch die ganzen Tage über da, komme nur für den Abiturgottesdienst am Freitag kurz zurück.
Nun findet der Evangelische Kirchentag zeitgleich mit dem G8-Gipfel statt. Glauben Sie, dass er zu mehr Gerechtigkeit beitragen kann?
Ja. denn es kommen ganz viele Politiker, mit denen man über wichtige Themen diskutieren kann - auch kontrovers. Unter anderen werden Wolfgang Schäuble und Horst Köhler da sein. Ich möchte mit ihnen gerne über Arbeitslosigkeit und Menschenrechte reden. Auf dem Kirchentag gibt es eine gute Gesprächskultur, man beschimpft sich nicht nur einfach. Und da viele Menschen hinfahren, hat die Diskussion auch eine große Wirkung. Darauf freue ich mich.