Mettmann: Lebenslang unter Dampf

Modellbahner wehren sich gegen Vorurteile und frönen ihrer Leidenschaft für Züge.

Mettmann. Dass Männer mit Eisenbahnen zu Kindern werden, hört Manfred Chinnow gar nicht gern. "Mit diesem Vorurteil würde ich gern mal aufräumen", sagt der Sprecher der Modellbahnfreunde Mettmann, die sich seit sechs Jahren regelmäßig treffen, um ihrem Hobby nachzugehen.

Und dazu gehört neben den großen Loks eben auch die kleine Märklin im Maßstab 1:87, die vor allem Männerherzen höher schlagen lässt. Warum das so ist, hat Manfred Chinnow schnell erklärt: "Bei den Mädchen lag eben früher immer eine Puppe unterm Weihnachtsbaum, und bei Jungs war es die Märklin", sagt er schmunzelnd.

Auch bei Familie Chinnow gab es vor mehr als 50 Jahren die erste Lok unterm Tannenbaum, nachdem der damals erst siebenjährige Sohn nach einem Urlaubserlebnis von nichts anderem mehr reden konnte als von der Dampflok, die auf dem Düsseldorfer Bahnhof ihren Rauch in die Luft geblasen hatte. "Da war ich infiziert", erinnert sich der Mettmanner, der seither seinem Hobby frönt.

Als zu Jugendzeiten die erste Freundin interessanter wurde, verschwand die Märklin im Karton. Allerdings handelte es sich dabei nur um eine vorübergehende Phase. "Ich hab sie auch damals immer mal zwischendurch aufgebaut", erinnert sich der 58-jährige Hobbyeisenbahner, der seine Leidenschaft im Verein mit 16 Gleichgesinnten teilt.

Schaut man den Modellbahnern über die Schulter, kann von Kinderspielzeug tatsächlich keine Rede sein. Neben dem Spaß am Modell geht es auch um den Sinn fürs Basteln und um den Durchblick in Sachen Elektrotechnik. Denn nichts wäre schlimmer als ein Computer, der alles quasi von allein regelt. "So ein bisschen geht’s natürlich auch um das Gefühl, die Dinge zu steuern und Gott zu spielen", lacht Manfred Chinnow. Deshalb muss es auch immer was zu steuern und zu regeln geben und die funktionierende Elektronik geht über eine absolute Computersteuerung.

Auch mit der Vorstellung, dass Hobbyeisenbahner ihr eigenes Haus um eine überdimensional große Modelleisenbahnanlage herum bauen, räumt der Sprecher der Mettmanner Modellbahnfreunde auf. Er selbst hat wie viele seiner Vereinskameraden immer noch keine Anlage in den eigenen vier Wänden aufgebaut. Obwohl es seit langem Pläne gibt, in die auch der Sohn eingeweiht ist. Deshalb achtet der Gymnasiallehrer auch darauf, dass seine Frau den Dachboden nicht mit allerlei Nutzlosem voll stellt. "Dort soll irgendwann die Eisenbahn hin", verrät er.

Bis es soweit ist, teilt er mit den anderen Hobbyeisenbahnern im Verein das Vergnügen, seine Züge auf der vereinseigenen Anlage im ausgebauten Waggon am Erkrather Lokschuppen fahren zu lassen. Dort treffen sich die Vereinsmitglieder regelmäßig zum Austausch, und dorthin laden sie auch zu sogenannten Fahrtagen ein, an denen interessierte Besucher die Märklin kreisen lassen können.

Wer Mitglied bei den Modellbahnfreunden werden möchte, sollte übrigens Lust darauf haben, die Wirklichkeit im Modell nachzubauen. "Jeder sollte irgendwann ein Modul für unsere Anlage gebaut haben", verrät Manfred Chinnow, was sich der Verein von seinen Mitgliedern wünscht. Für die meisten dürfte das ein ganz besonderes Vergnügen sein.