Aufenthaltsqualität in Mettmann Warum werden die Platanen zurückgeschnitten?

Mettmann · Die Kronen der Platanen am Waschbrett sollten eigentlich über die Jahre zusammenwachsen und ein Dach bilden. Ein Bambusgitter, das dabei helfen sollte, musste entfernt werden.

An Markttagen werden an den Platanen Blumen verkauft. Von einem „Dach“ ist nichts zu sehen.

Foto: Thomas Peter

Nach dem „Integrierten Entwicklungs- und Handlungskonzept Innenstadt“ sollte das frühere Betonfaltdach neben dem Jubi, genannt „Waschbrett“, durch ein Platanendach ersetzt werden. Die Platanen stehen da, doch ihre Kronen sind weit davon entfernt, ein zusammenhängendes Blätterdach zu bilden. Das ist auch dem ehemaligen SPD-Fraktionsvorsitzenden im Stadtrat, Horst Dieter Fischer, aufgefallen, und er hat einen Leserbrief an die Tageszeitung geschrieben.

In seinem Brief erinnert Horst Dieter Fischer daran, dass das ehemalige Waschbrett bis vor etwa fünf Jahren den Bürgern als Sonnenschutz im Sommer und als Regen- und Schneeschutz im Winter diente und auch gut genutzt worden sei. „Allerdings stellte sich heraus, dass mit der Zeit die Stahlträger von Rost befallen waren. Laut Stadtverwaltung wäre eine Reparatur viel zu teuer und nicht rentabel“, schreibt Fischer. Da das Entwicklungskonzept Innenstadt sowieso im Gange war, bezog man das Waschbrett mit ein und entschied sich für ein Blätterdach. Dies sollte die Aufenthaltsqualität für Fußgänger in dem Bereich verbessern, so wie auch die übrige Neugestaltung des Jubi und die Netztrennung, also die Sperrung der Schwarzbachstraße für den motorisierten Individualverkehr.

Die Idee an sich findet Horst Dieter Fischer gut: „Das Waschbrett hatte seine Vorzüge. Aber ein Laubdach bringt ein Kleinklima, das sehr erfrischend ist, wenn man es richtig macht“. Der Gedanke als solcher sei sehr löblich und habe „einen besonderen Pfiff“. Fischer als gelernter Gartenbaumeister hatte den Verdacht, dass die Abstimmung zwischen Grünflächenamt und Bauhof nicht optimal gewesen sei, sodass die Äste der Platanen jedes Jahr zurückgeschnitten werden und so kein zusammenhängendes Dach bilden können. „Leider hatte man in der Stadtverwaltung keine dementsprechende Ahnung“, mutmaßt Fischer und kommt zu dem Schluss: „Hier wäre meines Erachtens ein Umdenken dringend nötig“.

Rückschnitt der Bäume
am „Jubi“ ist korrekt

Anrufe beim Bauhof und beim Grünflächenamt ergaben, dass für die Pflege der Platanen am Jubi der Bauhof zuständig ist. Diese Aufgabe wird auch direkt vom Bauhof wahrgenommen, es sind keine Drittfirmen beteiligt. Der Abteilungsleiter Grünflächen- und Friedhofsunterhaltung, Bestattungswesen und Winterdienst, Thomas Gebhardt, stellt klar: Dass die Platanen zurückgeschnitten werden, sei so richtig. „Die Äste können nur in die Waagerechte wachsen, wenn sie die nötige Spannkraft haben. Sonst kippen sie nach unten weg.“ Bis die Äste dick genug seien, um bis zum nächsten Baum zu reichen, dauere es ein paar Jahre.

Ferdinand Ortmann, Abteilungsleiter Grünflächen, gibt zunächst grundsätzlich zu bedenken, dass ein Blätterdach, auch wenn es ausgewachsen und zusammenhängend ist, ja nie ganz dicht sei. Die Abteilung Grünflächen sei für die Baumkontrolle zuständig, mit der Pflege der Platanen sei der Bauhof beauftragt. Und: „Die Jungs machen alles richtig“, so Ortmann; „Die Idee aus dem Innenstadtkonzept wird umgesetzt“. Die jedes Jahr neu austreibenden dünnen Zweige müssten zurückgeschnitten werden, bis die Hauptäste stark genug seien. Wenn diese nach einigen Jahren die Äste der Nachbarplatane erreichen, würden sie zusammengebunden.

Thomas Gebhardt räumt aber auch ein, dass ursprünglich ein Bambusgitter benutzt wurde, um die Zweige in die richtige Richtung zu lenken. Dies hatte Horst Dieter Fischer am Telefon angemerkt: „Ich habe früher mal selbst ein Laubdach entwickelt, indem ich ein Gerüst aus Bambus darüber platziert und die Jungtriebe daran festgebunden habe“, sagt der Gartenbaumeister a. D. und wundert sich, ob die Fachleute bei der Stadtverwaltung diesen Trick nicht kennen würden. „Die Bambusstäbe waren leider komplett verfault“, erklärt Gebhardt. „Nach Rücksprache meiner Mitarbeiter mit Herrn Ortmann wurde entschieden, die Bambusstangen ersatzlos zu entfernen und sich darauf zu beschränken die Platanen nur zu einzelnen Schirmen zu schneiden.“ Damit wäre das Rästel gelöst.