Mettmann: Predigt in Motorradkluft

Pfarrer Ernst Schmidt feierte zum vierten Mal einen Gottesdienst für Motorradfahrer. Und etwa 100 Biker kamen ins Gemeindehaus.

Mettmann. Mofa, Moped, MZ, die unter Insidern bekannte "Güllepumpe" CX 500, Kawasaki Twister und eine Honda CBF 100 - die Liste der Motorräder, die Pfarrer Ernst Schmidt in den vergangenen 25 Jahren in seiner Garage geparkt hat, ist lang. Was lag also näher, als Gleichgesinnte um sich zu scharen, um einen Gottesdienst zu feiern?

Der Erfolg scheint ihm recht zu geben: Auch gestern parkten nahezu 80 heiße Öfen hinter dem Gemeindehaus, während ihre Besitzer der Predigt folgten.

Nach dem guten Zuspruch auf den ersten Motorradgottesdienstes vor zwei Jahren und der oft geäußerten Bitte um Wiederholung, fand im Gemeindehaus an der Friedhofstraße nun bereits die vierte Auflage der Veranstaltung statt. Mit Lederkombi, Helm und Nierengurt ausgerüstete Gottesdienstbesucher trifft man schließlich selten in Gotteshäusern. Auch Pfarrer Schmidt verzichtete auf seinen Talar und predigte in Motorradklamotten.

"Zu Weihnachten geh’ ich schon in die Kirche. Wie man das eben so macht", gestand Helge Rosser, nicht allzu oft ein Gotteshaus zu besuchen. Bei den anderen Bikern sah es nicht anders aus, und auch Pfarrer Ernst Schmidt sagt: "Viele der heutigen Gottesdienstbesucher würden normalerweise keinen Schritt über die Kirchenschwelle tun".

Daher wurde die Entscheidung, nicht in der Kirche, sondern im Gemeindehaus miteinander zu beten, ziemlich bewusst und absichtsvoll getroffen. Mit einem niedrigschwelligen Angebot sollten sich die Kirchentüren für jedermann öffnen. "Außerdem vertraut man sich beim Mottoradfahren noch mal in besonderem Maße Gott an", meinte Pastor Ernst Schmidt.

"Man braucht schon einen guten Draht nach oben", fand auch Peter Bentlage. Ehefrau Hella, die auch selbst Motorrad fährt, fügte hinzu: "Den Respekt vor dem Risiko sollte man nicht verlieren."

Die etwa 100 Gottesdienstbesucher sprachen jedenfalls eine deutliche Sprache: Wenn Kirche zu den Menschen kommt, kann man einiges bewegen. Dass sich der Motorradgottesdienst mittlerweile weit über die Stadtgrenzen hinaus herumgesprochen hat, war auf dem Parkplatz hinter dem Gemeindehaus zu sehen. Dort reihten sich an Mettmanner Kennzeichen auch etliche aus Remscheid, Wuppertal und anderen Nachbarstädten.

"Wir sind mit unserer Harley unterwegs und finden die Idee gut", meinten auch Beate und Willi Jörres aus Düsseldorf. Nach dem Gottesdienst brachen die Biker noch zur gemeinsamen Tour durchs Bergische Land auf.