Haan: Kinder haben den Bogen raus

Die Musikschule warb um Nachwuchs: Kinder entlockten dem Saxophon Töne, bliesen ins Fagott und zupften die Saiten der E-Gitarre.

Haan. "Jetzt lassen wir mal alle die Arme fliegen als ob wir auf der Haaner Kirmes im Kettenkarussell wären", fordert Birgit Mathies ihre Schützlinge auf. Sieben Kinder drehen sich mit weit ausgebreiteten Armen um sich selbst. Aber was hat diese Übung mit Musik und dem Erlernen von Instrumenten zu tun?

Des Rätsels Lösung lautet: Beim Tag der offenen Tür zeigten die Violinlehrer Birgit Mathies und Martin Sonder Kindern die allerersten (Vor-)Übungen zum "stummen Geiger", auch Pantomimengeiger genannt.

"Das soll heute mehr ein gemütliches Schauen sein", meint Eva Dämmer, seit 1989 Leiterin der Musikschule. Einmal im Jahr, sonst immer samstags, diesmal, "weil so viel anderes los ist", sonntags, öffnen sich die Pforten an der Dieker Straße für Jedermann.

"Es soll Kindern die Möglichkeit geben, sich zu orientieren, was bei uns alles möglich ist." Von denjenigen, die bereits die musikalische Früherziehung absolviert haben, sind es "erfahrungsgemäß 70 bis 80 Prozent, die mit einem Instrument weiter machen", sagt Dämmer.

"Oft schwanken die Kleinen, ob sie nun lieber Klavier oder doch Trompete spielen wollen. Dafür ist dann ein Tag wie heute da, an dem Kinder experimentieren und die Eltern mit den Fachlehrern sprechen können."

Manchmal allerdings sind es auch körperliche Voraussetzungen wie beispielsweise der so genannte Zahnwechsel (betrifft die Schneidezähne), der dem Erlernen von Blasinstrumenten vorangegangen sein muss.

Und so tönt es an diesem sonnigen Sonntag aus allen Räumen in verschiedenen Geräuschkulissen. Angestrengt werden dem Saxophon Töne entlockt, wird am Klavier geklimpert und mit viel Getöse aufs Schlagzeug eingedroschen.

Riesig ist die Resonanz der Jungs auf das Angebot bei Jörn Schumann - bei ihm kann an der E-Gitarre gezupft werden. Bei Kristina Kern dagegen trötet Judith fröhlich in einen Fagott. Das klingt bereits passabel, sieht vor allem lustig aus, da das Instrument fast so groß wie das Mädchen ist.

"Das ist der Einblick ins aktuelle Geschäft", lacht Eva Dämmer. "Die Kursangebote sind offen, damit Eltern sehen, wie Musikunterricht bei uns ausschaut."

Aus etwa 20 Instrumentalgruppen können Nachwuchsmusiker und die, die es werden wollen, unverbindlich wählen. "Früher", erinnert sich die Schulleiterin, "gab es immer ein kleines Konzert, das Appetit machen sollte. Heute wählen wir die offene Form des Ausprobierens und Informierens."

Wie es sich anhört, wenn dann stets fleißig zu Hause die Etüden geübt werden, war bei den kleinen Schülerkonzerten zu erleben. Zum Warmwerden wurden verschiedene Nationalhymnen intoniert - und dass es nicht nur bierernst zugeht, war den zwar konzentrierten, aber überaus fröhlichen Gesichtern abzulesen.