Mettmann: Stille Örtchen für alle Bürger
Aktion: Das Projekt „Nette Toilette“ soll bei der WC-Suche helfen. Gastwirte sind skeptisch.
Mettmann. Wohin, wenn die Not am größten ist? In der Mettmanner Innenstadt kann das in der Tat zu einem ernsten Problem werden. Vor allem für Menschen, die nicht wissen, dass es im Kiosk auf dem Jubiläumsplatz und im Parkhaus an der Neanderstraße öffentliche Toiletten gibt. Hinweise auf diese stillen Örtchen gibt es nämlich nicht.
Deshalb hat die SPD einen Vorstoß gemacht und beantragt, das Angebot einer "Netten Toilette" in Mettmann einzurichten. Ratsherr Lukas Paslawski (SPD): "Vor allem ältere Menschen trauen sich oft nicht, in einer Gaststätte zu fragen, ob sie mal auf die Toilette dürfen." Deshalb soll die Stadt bei den Gastronomen nachfragen, ob sie bei dieser Aktion mitmachen würden.
In Monheim ist das Projekt auf Anregung des Seniorenrates bereits umgesetzt worden. Dort haben Stadtverwaltung und Seniorenrat zehn Einzelhändler in der Innenstadt für diese Aktion gewinnen können. Die Geschäftsleute erhalten für ihren Service von der Stadt eine jährliche Aufwandsentschädigung von 100 Euro. Das Projekt ist auf zunächst zwei Jahre ausgelegt. Danach soll über die Erfahrungen und eine mögliche Fortsetzung verhandelt werden.
In Süddeutschland gibt es die "Netten Toiletten" bereits in vielen Städten. Kneipen, Restaurants und Geschäfte sind mit einem "Nette-Toiletten-Logo" ausgestattet, das Besuchern signalisiert, das sie dort ohne Kauf- oder Verzehrzwang die Toilette nutzen darf. Die netten, stillen Örtchen werden dort sogar in den Stadtplänen aufgenommen. "Wir finden diese Idee sehr gut. Denn in Mettmann gibt es viel zu wenig öffentliche Toiletten, die zudem niemand kennt", sagt Hildegard Arnold, die 1. Vorsitzende des Mettmanner Seniorenrates.
Die Werbegemeinschaft "Mettmann-Impulse" wird sich des Themas auch annehmen. Vorsitzender Peter Ratajczak sagt: "Das haben wir auf der Agenda. Aber eigentlich ist das ja mehr eine Sache für die Gastwirte und nicht so sehr für die Einzelhandelsgeschäfte, die in der Regel kein WC für Damen und Herren haben", gibt Ratajczak zu bedenken.
Schlechte Erfahrungen mit einer freien Toilettennutzung haben die Mitarbeiter der Kreissparkasse Düsseldorf auf dem Jubiläumsplatz gemacht. "Die Toiletten wurde dermaßen verdreckt, dass wir das unterbinden mussten", sagt Filialdirektor Klaus Velleuer. Er ärgert sich auch darüber, dass die Auf- und Abgänge zur Tiefgarage unter der Kreissparkasse außerhalb der Geschäftszeiten als Toiletten missbraucht werden. Velleuer: "Da muss der Hausmeister jeden Morgen mit einem Hochdruckreiniger erst mal alles sauber machen."
Die Mettmanner Gastwirte winken ab: "Nette Toilette? Das machen wir doch schon seit 40Jahren", sagt Hans Dremelj hinter der Theke der Eckkneipe "TibTap" (ehemals Stadtbleiche). Jeder, der auf die Toilette wolle, dürfe auch gehen. Dremelj: "Das ist doch eine Selbstverständlichkeit." Ein Schild mit dem Hinweis "Nette Toilette" will Dremelj ebenso wenig am Fenster der Kneipe wie Theodora Papadopoulou, Chefin des Mettmanner Hofs. "Bei uns sind jeden Tag mindestens 20Leute, die nur auf die Toilette wollen. Wo sollen die auch sonst hin? Ich habe noch nie einem Menschen verboten, die Toilette zu nutzen. Es gibt aber viele Leute, die fragen noch nicht einmal oder bedanken sich."
Niko Karagiannis lässt sowohl im Café am Markt als auch im benachbarten Türmchen jeden auf die Toilette. "Das sehen wir nicht so eng", sagt er. Allerdings ärgert es ihn, dass bei großen Veranstaltungen wie dem Heimatfest "Schäden ohne Ende" angerichtet werden. Karagiannis: "Die Kosten für die Reparaturen gehen jedes Mal in die Hunderte. Dafür, dass in beiden Lokalen auch Nichtgäste die Toiletten benutzen dürfen, "sollte uns die Stadt ein bisschen mehr entgegenkommen", wünscht er sich, auch bei Festen auf dem Markt besser miteingebunden zu werden.