Haan: Spielgruppe droht das Aus
Betreuung: Mit dem Abriss der Grundschule Mittelhaan steht die seit 30 Jahren bestehende Einrichtung ohne Raum da.
Haan. Eigentlich ist Melanie Marienfelds älteste Tochter mit ihren sechseinhalb Jahren zu alt für den Besuch der Spielgruppe, die seit gut 30 Jahren im Gebäude der Musikschule Kinder im Alter von zwei Jahren betreut. "Aber sie geht da einfach gerne hin", sagt ihre 32 Jahre alte Mutter. Über Mundpropaganda hatte sie vor einigen Jahren von dem Verein "Elterninitiative Spielgruppe Haan" gehört. Der beschäftigt zwei Erzieherinnen, die werktags in der Zeit von 9 und 11.30 Uhr zwischen zwölf und 13 Kinder betreuen.
"Als kleine Vorstufe vor dem Kindergarten und das erste Loslösen von der Mama", sagt Doris Weidner, die an zwei von fünf Vormittagen mit den Mädchen und Jungen spielt, bastelt, singt und spazieren geht. "Die Erzieherinnen machen tolle Sachen mit den Kindern", lobt Melanie Marienfeld das Engagement der beiden Frauen.
Sie hat ihre älteste Tochter nicht aus beruflichen Gründen in die Obhut von Doris Weidner gegeben, sondern "als Vorbereitung auf den Kindergarten, weil sie sehr schüchtern war", sagt die 32-Jährige und fügt hinzu: "Es wird etwas fehlen, wenn es diese Spielgruppe nicht mehr gibt."
Denn die Elterninitiative steht vor dem Aus. Durch den Abriss der Musikschule und den Neubau der Grundschule Mittelhaan an der Dieker Straße werden für die Kindergruppe künftig keine bezahlbaren Räume mehr zur Verfügung stehen. Grundschule und Musikschule werden sich die Räume in dem Neubau teilen, Platz für eine Kindergruppe ist dort nicht vorgesehen.
"Wir haben maximal noch das nächste Jahr, aber dann keinen Raum mehr, um die Gruppe fortsetzen zu können", sagt Doris Weidner. "Von Seiten der Stadt bekommen wir leider gar keine Hilfe." Noch nicht. Denn die zuständige Beigeordnete Dagmar Formella versichert, dass sich die Stadt um Ersatz bemühe. "Es wäre schade, wenn es dieses Angebot und diese gute Arbeit nicht mehr gäbe", sagt sie. "Wir haben ja noch ein paar Monate Zeit, um einen Raum zu finden."
Ein Jahr bleiben die Mädchen und Jungen in der Obhut von Doris Weidner und ihrer Kollegin Martina Lorenz. "Hier in Haan ist das für diese Altersgruppe das günstiges Betreuungsangebot. Eltern, die die Gruppe kennen gelernt haben, melden später meistens auch das Geschwisterkind an", sagt Doris Weidner.
Sie legt viel Wert auf die Bewegung der Kinder. "Wir tanzen und singen", sagt sie. "Und gehen natürlich auch in den Wald, wenn das Wetter gut ist." Unterstützung erhält sie immer von einer der Mütter, die zum Beispiel das gemeinsame Frühstück für die Kinder vorbereitet. "Wir suchen jetzt einen großen Raum mit einer kleinen Küche", sagt Doris Weidner. "Und eine Toilette brauchen wir natürlich auch."
Nach den Osterferien kommt die Elterninitiative zu einer Vollversammlung zusammen, um auch eine neue Vorsitzende zu wählen. Steffi Tambomm gibt nach vier Jahren dieses Amt ab. Ihr Lebensgefährte und Kassenwart der Elterninitiative, Andreas Rehm, versichert: "Wir werden das Projekt weiter unterstützen. Aber ohne einen neuen Raum geht es nicht. Um den wird sich die neue Vorsitzende bemühen."