Gruiten: Uhu-Nachwuchs im Steinbruch
Artenschutz: Auch in diesem Jahr brütet ein Uhu-Paar in der Grube 7. Nur mit dem Fernrohr ist es dabei zu beobachten.
Gruiten. Mit bloßem Auge ist das Uhu-Weibchen in der steilen Kalkwand der Grube 7 nicht zu erkennen. Und auch mit dem Fernrohr braucht es ein geübtes Auge, um die große Eule mit den kreisrunden orangefarbenen Augen und den langen Federohren zu entdecken. "Das hängt ganz von der Tagesform des Beobachters ab", sagt Eulenexperte Detlef Regulski (57). "Wenn er hellwach dabei ist und Lücke für Lücke die Wand absucht, kann er den Uhu innerhalb von Minuten finden. Ist er unkonzentriert, kann es Stunden dauern."
Das Uhu-Pärchen, das seit drei Jahren in der Grube 7 lebt und dort alljährlich seine Jungen großzieht, ist für ihn meist leicht zu finden. Und auch jetzt, in der Brutzeit, weiß Regulski genau, wo er sein Fernrohr aufstellen muss, um das brütende Weibchen und das Männchen beobachten zu können.
"Die ist ganz entspannt", stellt er beim Blick in die Kalkwand fest. In einer Kuhle hat es sich das Uhu-Weibchen bequem gemacht, liegt längs auf ihren Eiern, kneift die Augen zusammen und wirkt, als würde es schlafen. Zwei bis drei Jungen brütet es in der Regel aus. "Es ist schon erstaunlich, dass die Uhus diesen Steinbruch überhaupt besetzt haben", sagt Regulski. "Hier ist viel Publikumsverkehr." Das schreckt die scheuen Vögel eigentlich ab.
Der Uhu-Nachwuchs hat aus der Not eine Tugend gemacht. "Wenn die Jungen drei bis vier Wochen alt sind und noch nicht fliegen können, krabbeln sie die Felswände hoch und setzten sich oben auf die Kanten", sagt Regulsi. Weil die jungen Uhus in der Grube 7 dann aber relativ nah am Wanderweg sitzen würden, klettern sie dort stattdessen nach unten, laufen durch den Grund und auf der anderen, gesperrten Seite wieder hoch. "Die kaspern dann richtig rum", sagt Regulski, lacht und erzählt von Uhu-Jungen, die auch schon mal Umkippen und dann Mühe haben, wieder auf die Beine zu kommen.
Dass sich in der Grube 7ein zweites Uhupaar ansiedelt, wird seiner Meinung nach nicht passieren. "Der Steinbruch ist zu klein für vier Uhus." Wie viel Unruhe ein neues Pärchen in einen Bruch bringen kann, weiß er aus dem Steinbruch in Wülfrath-Rohdenhaus. Dort leben inzwischen drei Pärchen. "Das hat für ganz schönen Diskussionsbedarf und innerartlichen Stress gesorgt", sagt er. Inzwischen hätten sich die Uhus miteinander arrangiert. "Ganz nach dem Motto: ,Jetzt sind sie nun mal da’."
In drei oder vier Wochen wird der diesjährige Uhu-Nachwuchs in der Grube 7 schlüpfen. Sollten die Kleinen alle überleben, hätten sie sehr viel Glück. "70 bis 80 Prozent der Vögel überlebt das erste Lebensjahr nicht", sagt Regulski. Niederspannungs- und Oberleitungen der Eisenbahn sowie der Straßenverkehr werden ihnen zum Verhängnis.
Aber die Uhus in der Grube 7 sind ja nicht die einzigen ihrer Art, die derzeit im Kreis Mettmann leben. In den Steinbrüchen des Unternehmens Rheinkalk leben zurzeit acht Uhupaare, in Oetelshofen ein Paar und im Steinbruch Neandertal ein weiteres, dessen Jungen bereits geschlüpft sind. Sie alle beobachtet Regulski regelmäßig im Auftrag der drei Steinbruchbesitzer, des Kreises Mettmann und der Stadt Wuppertal. "Im vergangenen Jahr habe ich 230Begehungen in den Steinbrüchen gemacht", sagt er. "Außerhalb der Brüche weitere 40 Begehungen, um zu sehen, wo die Uhus jagen."
In den kommenden Monaten soll dieses Artenschutzprojekt erweitert werden. "Wir wollen die Uhus mit Sendern ausstatten", sagt Regulski. Elf Stück werden ihm und seinen drei Mitstreitern für die Uhus gesponsert. Regulski: "Jetzt müssen wir sehen, wer die Personalkosten übernimmt."