Neonazis organisieren von Mettmann aus ihre Auftritte
Beim Bündnis für Toleranz und Zivilcourage referiert der Journalist Jürgen Peters über den Rechtsradikalismus in der Stadt.
Mettmann. „Hier läuft noch nicht so viel, aber doch viel mehr als vor zehn Jahren.“ Mettmann und der Kreis Mettmann gehörten zwar nicht zu den neonazistischen Hochburgen in NRW, dennoch sei feststellbar, dass Auswirkungen der rechten Szene beispielsweise aus Wuppertal auch Auswirkungen auf die hiesige Szene hätten.
Diese Meinung vertritt Jürgen Peters, freier Journalist und Kenner der rechten Szene. Dienstagabend sprach er auf Einladung des Bündnisses für Toleranz und Zivilcourage über Aktivitäten von Neonazis in Mettmann.
Aufgeschreckt durch die Nachricht, dass in dem Lokal Lounge Deluxe an der Elberfelder Straße in jüngster Vergangenheit mehrere Mobilisierungsveranstaltungen von Neonazis durchgeführt wurden, hatte das Mettmanner Bündnis den Bildungsreferenten des Antirassistischen Bildungsforums Rheinland eingeladen.
Und der wunderte sich, dass die Mettmanner Öffentlichkeit erst durch die Antifaschistische Aktion von den Treffen der Neonazis erfahren haben sollte. „Ich hab’ mich in Mettmann umgehört, mit Jugendlichen gesprochen. Die wussten das schon lange. Vielleicht war es ja nicht gewollt, dass solche Nachrichten bekannt werden, um dem Ansehen Mettmanns nicht zu schaden“, sagte der Journalist provozierend.
Das Bündnis für Toleranz und Zivilcourage, das rechte Aktivitäten in Mettmann beobachtet und dokumentiert, wusste nichts von den Treffen an der Elberfelder Straße, sagte Kirsten Metzdorf am Rande der Veranstaltung im WZ-Gespräch.
Neben den Mobilisierungs- veranstaltungen der Neonazis soll in der Lounge Deluxe am 5. Dezember 2009 ein Tag der Generationen gefeiert worden sein. Zudem seien mehrere Stammtische der NPD in dem Lokal abgehalten worden, sagte Peters.
In Mettmann soll sich eine Gruppe mit dem Namen Freie Nationalisten Mettmann gegründet haben, die an Aktionen der neonazistischen AG Rheinland teilnimmt. Peters: „Sie treten sonst aber nicht als Nationalisten in Erscheinung.“
Da sich die militanten Neonazis verändert haben, nicht mehr mit Glatze und Springerstiefeln unterwegs sind, könnten viele Rechte nicht mehr am Äußeren erkannt werden. „Die Neonazis bedienen sich sogar Symbolen, Codes und Sprachformen, die bisher in der linken Szene verortet waren.“
Was es auch dem Bündnis für Toleranz und Zivilcourage in Mettmann viel schwerer macht, Neonazis auszumachen. „Man erkennt sie nicht mehr im Stadtbild“, sagt Kirsten Metzdorf. Was sie im vergangenen Jahr schockierte, war ein großes Transparent, das an der Karstadtbrücke aufgehängt worden war und ein Porträt von Hitlers Stellvertreter Rudolf Hess zeigte.
Zum Schutz der Veranstaltung des Bündnisses für Toleranz und Zivilcourage waren im weiteren Umkreis um das Mehrgenerationenhaus Polizisten postiert worden. Einen kleineren Zwischenfall gab es nur mit der Mutter des Betreibers der Lounge Deluxe, die vom Veranstalter des Raumes verwiesen wurde, nachdem sie behauptet hatte, dass die Stadt versuche, ihren „Sohn kaputt zu machen“, und man auch „mit den anderen sprechen müsste“.