Pandemie im Kreis Mettmann Großer Ärger um Corona-Tests
Kreis Mettmann · Bescheinigungen werden vom Kreisgesundheitsamt mit großer Verspätung zugeschickt. Anstehen für PCR-Tests.
(cis/dne) Vanessa F. schreibt: „Ich bin wirklich besorgt.“ Erst sei sie Kontaktperson ihrer beiden Söhne gewesen. Dann habe sie selbst bei der Ratinger Teststelle des Kreises Mettmann einen positiven PCR-Test bekommen. Sie habe stets vorschriftsmäßig alle Formulare an das Kreisgesundheitsamt geschickt. Dafür gab es Bestätigungen und sogar ein, wenn auch extrem kurzes Telefonat zu den weiteren Schritten. Doch als die Mutter jetzt eine Quarantänebescheinigung erbat, war sie angeblich nicht mehr im Computersystem auffindbar. „Mir geht es überhaupt nicht darum, das Amt oder irgendwelche Mitarbeiter anzuschwärzen. Aber da stimmt doch grundsätzlich was nicht? Werden die Aufgaben in der aktuell angespannten Situation richtig priorisiert?“
Die Beschwerde ist kein Einzelfall. In den Sozialen Medien mehren sich die Berichte darüber, dass Quarantänebescheinigungen vom Kreisgesundheitsamt gar nicht – oder nur mit großer Verspätung zugeschickt werden würden. Was nach einer bürokratischen Kleinigkeit klingt, kann sich für die Betroffenen unmittelbar im Portemonnaie auswirken. Denn mehrfach wird über Arbeitgeber berichtet, die die Lohnfortzahlung an Arbeitnehmer in Quarantäne an diesen Nachweis knüpfen. Ohne Bescheinigung – kein Geld.
Kreissprecherin: Keine gesonderte Bescheinigung für Quarantäne
„Das kann eigentlich nicht sein“, sagt Kreissprecherin Daniela Hitzemann. Denn nach der Corona-Schutzverordnung seien Menschen mit einem positiven PCR-Test gesetzlich dazu verpflichtet, sich sofort in Quarantäne zu begeben. Betroffen seien automatisch auch sämtliche Haushaltsmitglieder. Dies müsse niemand anweisen. Deshalb brauche es eigentlich keine gesonderte Bescheinigung. Aber natürlich kann das so mancher Chef, so manche Lohnbuchhaltung anders sehen. Hitzemann empfiehlt, „im Zweifel den positiven PCR-Test vorzulegen, das muss eigentlich genügen“.
Mittlerweile sind die PCR-Tests selbst zu einem Engpass geworden. „Mir sträuben sich sämtliche Nackenhaare“, berichtet eine Hildenerin, die sich am Dienstag im Drive-In an der Herderstraße 33 freitesten lassen musste. Zwei Stunden und 20 Minuten habe das ganze Procedere bei ihr gedauert. Ihr Eindruck: „Die Abläufe müssten gestrafft werden.“ Mittags eskalierte die Situation, die Polizei musste einschreiten. „Unmöglich, wie die Mitarbeiter dort mit den Leuten umgehen“, empörte sich eine Mutter aus Erkrath. Ihr Kind sollte getestet werden. Deshalb war sie gemeinsam mit ihrem Mann zum Testcenter nach Hilden gefahren und habe dort „fast vier Stunden“ gewartet. Erst dann erfuhr die Familie, dass das Kind dort nicht getestet werden kann. „Das war ein Wunsch des Vaters. Sie hatten aber nicht die nötigen Dokumente dabei“, ist Polizei-Sprecher Daniel Uebber der Sache nachgegangen. Der entnervte Vater sei sehr aggressiv geworden, die Mitarbeiter des Testzentrums hätten ihm daraufhin ein Hausverbot erteilt. Die Eltern riefen die Polizei, die eine Anzeige wegen des Hausverbots aufnahm.
„In Hilden gibt es im Moment lange Wartezeiten“, bestätigt Kreissprecherin Daniela Hitzemann. Wegen Omikron seien die Ansteckungszahlen hoch, die Corona-Warn-App schlage häufig Alarm. Eigentlich ist auch in einem solchen Fall der nächste Schritt eindeutig geregelt. Wer in seiner Corona-Warn-App Rot sieht und vor einer Risikobegegnung gewarnt wird, hat Anspruch auf einen kostenlosen PCR-Test. Vor allem die privaten Teststellen sollen jedoch auch von solchen Kunden bis zu rund 90 Euro für den PCR verlangt haben.
Auch das sei eigentlich nicht richtig, bewertet die Kreissprecherin entsprechende Hinweise. „Ich kann jedoch nur für die drei, vom Kreis mit Hilfe des Deutschen Roten Kreuzes betriebenen Teststellen sprechen“, sagt Daniela Hitzemann. In Ratingen, Velbert und Hilden halte man sich strikt an die Vorgaben. Zu den privaten Betreibern könne man sich nichts sagen, sondern sie nur beaufsichtigen.
Vor allem bei der Teststelle in Hilden sei die Situation momentan schwierig. Es müsse mit Wartezeiten gerechnet werden. Der Standort sei nicht ideal. Die Drive-In-Probenentnahme ist im Hinterhof eines städtischen Flüchtlingsheims untergebracht. Die Platzverhältnisse sind beengt. Deshalb sei es nicht möglich, mehrere Teststraßen parallel zu betreiben. „Wir brauchen dringend einen besseren Standort“, sagt die Kreissprecherin. „Wir überlegen, in Nachbarstädte zu gehen.“
Der Kreis Mettmann könne den Unmut der Bürger über die langen Wartezeiten gut verstehen. Deshalb seien am Mittwoch die Öffnungszeiten in den drei Probeentnahmestellen um eine Stunde bis 16.30 Uhr verlängert worden. Ist das Ausweichen in die Teststellen nach Ratingen und Velbert eine Alternative? „Wo jemand hinfährt, ist egal“, meint Hitzemann: „Alle drei Teststellen sind im Moment gut ausgelastet. Ganz ohne Wartezeit wird es nicht gehen.“
Wenn es nur darum gehe, Symptome für eine mögliche Corona-Infektion abzuklären, seien dafür auch die Hausärzte zuständig, betont die Kreissprecherin Daniela Hitzemann diesbezüglich.