Poststreik: Bürger auf den Barrikaden

Viele Mettmanner warten seit zehn Tagen auf wichtige Briefe, die bislang aber nicht ankommen.

Foto: Ralph Matzerath

Jeden Morgen schaut Klaus-Jürgen Laufs ins seinen Briefkasten. Und er findet dort: Nichts! Seit elf Tagen geht das nun schon so, und langsam wird Laufs sauer. „Mein Unmut und mein Zorn werden von Tag zu Tag größer“, gibt er einen Einblick in seine momentan ziemlich angespannte Seelenlage.

Laufs selbst wohnt an der Stübbenhauser Straße, mit seinem Frust steht er jedoch keineswegs allein da. Überall gibt es Klagen über die Auswirkungen des Poststreiks, der für gähnende Leere in den Briefkästen sorgt.

„Ich habe zehn Tage auf wichtige Post vom Notar gewartet“, klagt auch Tanja Schmitz. Die Inhaberin des Cafés am Markt saß tagelang auf heißen Kohlen, weil die Terminsache keinen Aufschub duldete und sie unbedingt ihre Unterschrift unter das Schriftstück setzen musste. Ganz zu schweigen von den finanziellen Nachteilen, die ihr daraus entstanden wären. „Am Donnerstag ist der Brief dann plötzlich doch gekommen“, ist sie froh darüber, dass die Sache glimpflich ausging. Den Rückweg wird das Schreiben nun jedenfalls nicht mehr mit der Post antreten. „Das mache ich mit einem anderen Anbieter. Dass es mehr kosten wird, ist mir egal“, sagt sie. Ob der Postbote jetzt wieder regelmäßig zum Markt kommen wird, weiß sie nicht.

Auch Klaus-Jürgen Laufs wüsste gern, wann wieder mit Post zu rechnen ist. In seiner Not hat er einen ihm bekannten Zusteller gefragt. Der ließ ihn wissen, dass die Briefe sehr wohl aus den Verteilzentren in Mettmann landen. Nur eben nicht in den Briefkästen. Vermutlich stapeln sie sich irgendwo, bis irgendwann mal jemand kommt, der sie austrägt. Wie das momentan vonstatten geht, glaubt Laufs auch zu wissen: „Nach meinen Beobachtungen werden die Ersatzleute willkürlich eingesetzt. Die Kriterien erschließen sich mir nicht.“

Wie die sich über Wochen hinweg stapelnden Postberge irgendwann mal abgearbeitet werden sollen, mag er sich nicht vorstellen. Ganz abgesehen davon, dass viele Leidensgenossen vermutlich auch auf dringende Terminsachen warten.

Dass die Post angesichts der sich häufenden Klagen behaupte, über 80 Prozent der Briefe würden zugestellt werden, hält Klaus-Jürgen Laufs schlichtweg für dreist. „Das ist in meinen Augen eine Unverschämtheit“, wettert er über ein Statement seitens der Post, dem er keinen Glauben schenken kann. „Wir in unserem Zustellbezirk haben seit zehn Arbeitstagen 100 Prozent Nichtzustellung“, bringt er die Lage auf den Punkt.

„Der Streik selbst sei für ihn kein Thema, den müsse man hinnehmen. Dass allerdings manche Bezirke nahezu ohne Einschränkungen bedient werden, während man andernorts quasi auf dem Trockenen sitze, will Laufs nicht einfach klaglos hinnehmen. Es ist eben ziemlich viel „irgendwie, irgendwo und irgendwann“ im Spiel, wenn es derzeit um die Post geht.

Um Licht in das Dunkel des Poststreiks zu bringen, hätte womöglich eine Auskunft der zuständigen Stelle bei der Post weitergeholfen. Mehrmalige Versuche der Redaktion, jemanden im Verteilzentrum in Langenfeld oder auch bei der Zustellpunktleitung in Ratingen ans Telefon zu bekommen, liefen ins Leere. Ob die Mitarbeiter dort auch in den Streik getreten sind, ist nicht bekannt.

Übrigens gibt es auch noch diejenigen, die sich über das ganze Schlamassel mit der Post freuen. „Wir profitieren vom Streik. A4-Umschläge werden als Paket verschickt, damit sie auch pünktlich ankommen“, sagt eine Mitarbeiterin des DPD-Depots in der Neanderstraße.