Standesamt: Nur einer traut noch

In vielen Ämtern fehlt es an Personal. Auch Standesamt, Bäder und Bücherei sind betroffen. Warum?

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Mettmann. Im Bürgerbüro, im Standesamt, in der Stadtbibliothek und im Bäderwesen hakt es: Mitarbeiter sind längerfristig erkrankt oder sind in Mutterschaft beziehungsweise Elternteilzeit. Das hat Auswirkungen auf die Öffnungszeiten. Personaldezernent und Erster Beigeordneter Dietrich Stang sprach im Rat von einer „außerordentlichen schwierigen Situation“. Im Standesamt sind derzeit nur noch zwei Mitarbeiter an Bord. Ein Standesbeamter ist in Elternzeit. Lediglich ein Standesbeamter kann Eheschließungen vornehmen. Was passiert, wenn er erkrankt? Die eingeschränkten Öffnungszeiten hängen auch damit zusammen, dass immer mehr Schreibtischarbeit anfällt, sagt Stang.

ThomasDinkelmann, Bürgermeister

Dies lasse sich nur ohne Publikumsverkehr stemmen. Ähnlich sieht es in der Stadtbücherei aus: Die Leiterin geht ab Oktober in Mutterschutz, eine Mitarbeiterin wechselt ins Bürgerbüro. Die Stelle in der Bücherei soll aber nachbesetzt werden. Am Start sind vier Teilzeitkräfte. „Wenn wir es nicht schaffen, in den ersten Augustwochen etwas nachzubessern, müssen wir in den Ferien schließen“, so Fachbereichsleiterin Ute Piegeler. Im Bäderwesen gibt’s ebenfalls Probleme. Ein Bademeister ist längerfristig erkrankt. Infolge der Personalprobleme hat sich die Öffnung des Naturbades um sechs Wochen verschoben. Stang versucht nun im Bürgerbüro nachzubessern. Eine Kollegin, die im Sozialbereich arbeitet, werde jetzt ihr Stundendeputat aufstocken und die Arbeit im Bürgerbüro unterstützen. Eine Mitarbeiterin der Verwaltung hat ihre Ausbildung abgeschlossen und wird als Vollzeitkraft im Bürgerbüro arbeiten. Eine vakante Vollzeitstelle wird wieder besetzt. Eine Mitarbeiterin, die erkrankt ist, soll bald wieder fit sein und im Bürgerbüro arbeiten. Das Problem: Die Einarbeitung neuer Mitarbeiter im Bürgerbüro dauert.

In den vergangengen Jahren sind — von der Politik gefordert und unterstützt — die Stellen im Rathaus reduziert und die Personalausgaben erheblich gekürzt worden. Die Stellen sind minimal besetzt, sagt der Personalratsvorsitzende. Dies sei dem Haushaltssicherungskonzept geschuldet. Wenn dann jemand längerfristig erkranke, entstünden Löcher, die nicht zu zu stopfen seien. Und: Es fehle ein Personalentwicklungskonzept. Doch die Probleme hängen nicht nur mit den Etatkürzungen zusammen: „Die Stimmung im Rathaus ist am Boden“, sagt eine Mitarbeiterin, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Die Erwartungen, die im Rathaus nach der Amtsübergabe an Bürgermeister Thomas Dinkelmann gehegt worden seien, hätten sich nicht erfüllt. Von einer Aufbruchsstimmung könne keine Rede sein. Das sieht der Bürgermeister anders: „Eine Einzelmeinung.“ Die Karnevalsveranstaltung im Rathaus und der Betriebsausflug hätten das Gegenteil bewiesen. „Dass nicht alle Mitarbeiter hundertprozentig zufrieden sind, ist klar. Aber man kann in einem halben Jahr nicht alles verbessern.“ Das Korsett der Haushaltssicherung bedeute Einschnitte. Es gelte einen Nothaushalt zu verhindern. Und da seien alle Mitarbeiter gefordert, zusammenzuhalten.