Unterbach: Vier Köpfe für die elfte Meile

Ausstellung: Seit 1999 präsentieren sich Künstler in Unterbach bei der Aktion „Kunstmeile“ äußerst erfolgreich dem Publikum.

Unterbach. Als 1999 die erste Kunstmeile initiiert wurde, konnte keiner der Aussteller ahnen, wie erfolgreich die Aktion werden würde. "Ich bin extra aus Berlin angereist", sagte Ingeborg Dürk. "Meine Freundin Helene hatte mir von der Veranstaltung vorgeschwärmt." Wie die Berlinerin waren viele Besucher angetan. Komplimente wie "interessant" oder "abwechslungsreich" waren zu den einzelnen Arbeiten häufig zu hören.

Bei Kunstmeilen-Mitglied Wolfgang Prinz sprach der erste Vorsitzende Leo Icks die einleitenden Begrüßungsworte zur Eröffnung, ehe dann an 13 Stationen verteilt das Wochenende über Collagen, Objekte, Fotos, Skulpturen und Schmuckdesign beguckt werden konnten.

Überwiegend war es Malerei, die bei dieser elften Schau gezeigt wurde. So auch von Oswald Laufer. In Öl auf Leinwand präsentierte der Erkrather mit dem Sinnspruch "Wer sein Haus liebt, der schenkt ihm Farbe" sein "Blaues Haus" - ein stilisiertes Schneckengehäuse.

Als Künstler der ersten Stunde musste der 81-jährige Pensionär in einem Jahr passen, sonst war er immer mit von der Partie. "Ich male, weil es mir Spaß macht. Leben muss ich Gott sei Dank nicht davon", erklärte er fröhlich. Einem Bild wie "Genießer", bei dem Rauch nicht in Form von blauem Dunst, sondern einer vollbusigen Frau aufgeht, ist dieser Spaß anzumerken.

Aber nicht nur mit Beifall zollendem Wohlwollen wurden einzelne Arbeiten bewertet. Auch zur angeregten Diskussion kamen Künstler mit ihren Besuchern. "So sehen unsere Politiker aus", ereiferte sich eine ältere Dame beim Anblick Pauline Kuglers Miniskulpturen namens "Milchgesichter". "Richtige Weicheier sind das, von denen sich keiner traut, seine Meinung zu sagen."

Ob in der Stadtbücherei, in der Mia Haring, Heidi Hübenthal und Roland Geisler ausstellten oder den vielen Adressen entlang der Gerresheimer Landstraße - die Resonanz der Besucher war an den verschiedenen Orten mit den unterschiedlichsten Einlassungen "wieder richtig gut", so die Meinung der Künstler.

Über die derzeitig schwelenden Debatten über Ausländer und Integration dachte Evelyn König-Sauer bei einem Friseurbesuch nach. Und die dort erblickten Styroporköpfe, auf denen für gewöhnlich Perücken präsentiert werden, inspirierten sie dazu, "Styrotypen" zu entwerfen. "Keine ist eindeutig einer Nation zuzuordnen", erklärte sie eines des künstlerischen Ziele. Doch letztlich wollte sie das "Gleichmachende" zeigen.

Von Gleichmacherei hatte die Kunstmeile gar nichts, dazu war sie durch ihre 25 Teilnehmer viel zu abwechslungsreich und bot damit neben wohltuender Optik einiges in Sachen Inspiration oder Interpretation der Dinge, die Kunstschaffende beschäftigen.