Vor 200 Jahren begann die Erfolgsgeschichte des Fahrrads
Bis Ende Juni ist die Ausstellung in der Stadtbibliothek zu sehen.
Mettmann. 13 Kilometer zurückgelegt in weniger als einer Stunde — die Zeit war sensationell. Auf Anhieb strampelte ein junger Forstbeamter die Chaussee von Mannheim nach Schwetzingen entlang und erreichte dabei das Vierfache des damals üblichen Postkutsch-Tempos. Die hölzerne Laufmaschine von Karl Friedrich Christian Ludwig Freiherr Drais von Sauerbronn hatte am 12. Juni 1817 ihren ersten Praxistest bestanden. Im großen Trubel um den Ende Juni bevorstehenden Tour de France-Start im Rheinland, den „Grand Départ“ in Düsseldorf und im Kreis Mettmann, wäre der 200. Jahrestag der ersten Laufmaschine beinahe unter die Räder gekommen. Doch seit 1. Juni stellt sich die Stadtbibliothek Mettmann dem großen Vergessen in den Weg.
Über der Medienausgabe hängen große Bilder der Fahrradtypen inklusive ihrer jeweiligen Entstehungsgeschichte in Stichworten. Eine kurze Video-Show zeigt die Meilensteine auf dem Weg zum heutigen Drahtesels. Wer diesen Rückblick zu Hause in Ruhe nachlesen möchte, bekommt auf Wunsch eine gedruckte Fassung, die sich zugleich mit den historischen Rahmenbedingungen der Jahrhundert-Erfindung befasst. Vorrevolutionäres Grummeln hatte zahlreiche Bürger erfasst. Und auch die Frauen drängten auf Teilhabe, gleiche Chancen im Beruf und ein Recht auf Selbstbestimmung. Ausladende Reifröcke und einschnürende Korsetts wollten sie lieber heute als morgen abwerfen. Da kam die uneinholbar schnelle Laufmaschine des jungen Herrn Drais gerade Recht. Mit ihr entkamen junge Damen jedem Anstands-Wau.
Zu den Fans der Draisine gehörte ein junger Ingenieur: Carl Benz. Er kaufte ein hölzernes Exemplar, das bereits eine Tretkurbel besaß, und unternahm weite Touren. So manches Autoteil stammt also ursprünglich vom Fahrrad.
In der Mettmanner Ausstellung wird der Radsport-Fan nicht vergessen. Ex-Radprofi Sven Teutenberg - aktuell Event-Manager im Organisationsbüro des Grand Départ - unterstützt die Präsentation der Stadtbibliothek mit einigen Leihgaben. Die Ausstellung, die vom Freundeskreis der Stadtbibliothek „auf die Räder“ gestellt wurde, endet am 30. Juni. Der Eintritt in die Ausstellung ist frei.