Andenken an Opfer der Nationalsozialisten
Bei einem Künstlerwettbewerb sollen Vorschläge für eine Gedenktafel gesammelt werden.
Mettmann. „Im Neandertal wurden während der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft Menschen, die sich dem NS-Regime nicht beugen wollten oder für die Kriegsindustrie arbeiten mussten, verfolgt, gequält, gefoltert und ermordet.
Auf der „Koburg“ hielt die SA-Standarte Mettmann 1933 politische Gegner gefangen, misshandelte und ermordete sie. Seit 1936/37 wurden Deutsche, die im Ausland lebten und zurückkehren mussten, im „Rückwandererheim Diepensiepen“ denunziert, verhört, gefoltert und von hier aus in Gefängnisse und Konzentrationslager eingewiesen.
Zwangsarbeiter aus der Sowjetunion und Italien fielen zwischen 1942 und 1945 im Kalkwerk Neandertal den unmenschlichen Arbeits- und Lebensbedingungen zum Opfer.
Die Würde all dieser Menschen wurde damals in unfassbarer Weise verletzt. Ihr Leben und ihr Tod sollen uns Mahnung und Verpflichtung sein.
Dieser Text spricht für sich und soll so sinngemäß auf einer Gedenktafel stehen, die in den nächsten Jahren im Neandertal aufgestellt werden soll. Der Kreis lässt sich das Projekt insgesamt 20 000 Euro kosten. Über die genauen Formulierungen wird noch zu entscheiden sein, sicher ist aber, dass nun ein Künstlerwettbewerb ausgelobt wird, indem es darum geht, wie man diesen Text angemessen den Besuchern des Neandertals präsentiert. Die Rahmenbedingungen sind vorgegeben: Auf einer Fläche von 1 x 1 Meter soll die Gedenktafel deutlich sichtbar sein und die Besucher neugierig machen. Darüber hinaus soll es nicht zum Klettern, Spielen oder Beschmieren geeignet sein. Weitergehende Informationen zur Thematik sollten durch QR-Codes abrufbar gemacht werden.
Der Ausschuss für Wirtschaft des Kreises hat vor wenigen Tagen darüber beraten. Der Wettbewerb soll sich an professionelle Künstler wenden. Zugelassen werden auch professionelle Bildhauer ohne Kunststudium, aber mit Ausbildung. Die Herkunft beziehungsweise der Wohn- oder Arbeitsort der Künstler soll unerheblich sein. Die Ausschreibung wird auf der Homepage des Kreises Mettmann veröffentlicht und kann darüber hinaus über die Internetplattformen des Berufsverbands Bildender Künstler (BBK) und über den Bundesverband Deutscher Steinmetze verbreitet werden. Selbstverständlich werden auch die im Kreis Mettmann lebenden Künstler über die Verteiler der Kulturabteilung informiert.
Historischer Hintergrund: Nach der „Machtergreifung“ Adolf Hitlers und der NSDAP am 30. Januar 1933 und dem Reichstagsbrand am 27. Februar 1933 begann die Ausschaltung und Verfolgung der politischen Gegner, vor allem der KPD und der SPD. Verhaftete aus dem ehemaligen Kreis Düsseldorf-Mettmann wurden häufig auf die Koburg im Neandertal gebracht, die bis Ende 1933 von einer SA-Standarte genutzt wurde. Einige der Verhafteten wurden getötet, einige starben als Folge der erlittenen Verletzungen oder begingen anschließend Selbstmord.
Nach Kriegsende hatte vor dem Wuppertaler Landgericht der Koburg-Prozess stattgefunden, in dem ehemalige SA-Angehörige zu Zuchthaus- und Gefängnisstrafen verurteilt wurden. Umfangreiche Überlieferungen gibt es auch zu den im Kalkwerk Neandertal beschäftigten Zwangsarbeitern. Dazu gehörten nicht nur ausländische Kriegsgefangene, sondern auch Häftlinge aus Konzentrationslagern und Juden aus Ghettos und Arbeitslagern. Im Neandertal mussten überwiegend Arbeiter aus der Sowjetunion (Russland, Ukraine, Weißrussland) und zum Ende des Krieges 1944/45 auch italienische Militärinternierte Zwangsarbeit leisten.
Das war aber nicht nur im Neandertal so. Überall in der deutschen Industrie wurden Zwangsarbeiter eingesetzt. Auch in den Kalkwerken Oetelshofen wurden Zwangsarbeiter beschäftigt.