Valerie will auf die ganz große Bühne
Die Mettmannerin beginnt im Herbst ihre Ausbildung in der Staatlichen Ballettschule in Berlin.
Mettmann. Die Zukunft wirft ihre Schatten weit voraus. Und wenn alles gut läuft, könnte sie für Valerie Goldstein so aussehen: Tanzen zu Tschaikowskis „Schwanensee“. In einem Ballettensemble, irgendwo auf der Welt, auf einer großen Bühne. Und das Publikum applaudiert. Was allzu oft ein sehnsuchtsvoller Mädchentraum bleibt, rückt für die Zehnjährige bald in greifbare Nähe. Denn seit ein paar Tagen weiß sie: Bald wird sie eine von 26 jungen Tänzerinnen sein, die in diesem Jahr in der Staatlichen Ballettschule aufgenommen werden.
Am 10. September wird sie sich morgens in den Zug nach Berlin setzen. Ihre Tasche hat sie dann schon längst gepackt. Auspacken wird sie ihre Sachen im Internatszimmer, das sie mit einer jungen Schweizerin teilen wird. „Wir kennen uns schon von der Aufnahmeprüfung“, erzählt Valerie von ihrem großen Abenteuer, dem sie nun aufgeregt entgegenfiebert.
Valerie Goldstein, Ballettschülerin
Angefangen hatte alles vor beinahe fünf Jahren. Die Schwester und eine Cousine hatten sich zum Ballettunterricht angemeldet. „Anfangs habe ich nur zugeschaut und dann wollte ich das unbedingt auch machen“, erinnert sich die Grundschülerin an ihre ersten Versuche an der Ballettstange.
Hört man ihr aufmerksam zu, wenn sie von ihrer großen Leidenschaft erzählt, wird man sofort gewahr: Hier weiß ein Mädchen ganz genau, was es will. Hinter einem zurückhaltenden Wesen verbirgt sich eine erstaunliche Willenskraft, die nun dazu verholfen hat, die schwere Aufnahmeprüfung auf der Ballettschule mit Bravour zu meistern. „Das ist ein Kampf mit Schmerzen und Blasen“, berichtet Valerie von ihrem jahrelangen Ringen um die richtige Haltung. Auch deshalb sei „Schwanensee“ eine ihrer liebsten Inszenierungen. „Dort kämpft auch ein Mädchen“, erklärt sie, was ihr an dem Ballettklassiker besonders gefällt.
Fünf Stunden in der Woche hat die junge Tänzerin bislang ihrem Hobby gewidmet. Das ist ihr nicht immer leicht gefallen. Vor allem nicht an schönen Tagen, an denen sie manchmal auch gerne ins Freibad gegangen wäre. Spaß habe es jedoch immer gemacht und dazu hat sie ihr großes Ziel nie aus den Augen verloren.
Bald wird sie morgens noch vor der Schule ihre Ballettschuhe anziehen und dann wird über den Tag hinweg im Wechsel getanzt und gelernt. Neun Jahre lang wird das so laufen und am Ende steht dann vielleicht eine Ballettkarriere. Erstmal will sie nun allerdings versuchen, das mit dem Internat allein hinzubekommen. „Wenn das nicht klappt, ziehen wir alle nach Berlin“, kündigt Mila Schneider an.
Die alleinerziehende Mutter hat noch drei weitere Töchter, die nichts dagegen hätten, ihrer Schwester in die Hauptstadt zu folgen. Als Valerie erfuhr, dass sie die Aufnahmeprüfung bestanden hatte, nahmen sich Mutter und Tochter still in den Arm. „Für sie ist ein Traum in Erfüllung gegangen“, weiß Mila Schneider. Eine, der das besondere Talent ihrer Schülerin schon ganz früh ins Auge gefallen war, ist Mareike Liffers. In ihrer Ballettschule am Königshof hat Valerie vor Jahren mir dem Training begonnen. „Viele Mädchen wollen das - aber sie ist die Erste, die diesen Weg konsequent und ehrgeizig geht“, lobt die Ballettlehrerin die Zielstrebigkeit ihrer Ballerina in den höchsten Tönen. Weiter geht´s nun bald in Berlin — und das hoffentlich ohne Heimweh.