Heimatforschung Die Geschichte eines kreativen Querkopfs
Erkrath · Eduard Daelen, dem Namensgeber einer Straße in Trills, ist der neue Band des Bergischen Geschichtsvereins gewidmet. Erzählt wird die Geschichte eines widersprüchlichen, aber kreativen und engagierten Querkopfs.
Er soll undiplomatisch, brüsk, beleidigend, anmaßend, manchmal auch aggressiv gewesen sein, ein Anhänger des Kaisers, völkisch gesinnt und mit Leidenschaft für den Ersten Weltkrieg. Es klingt nicht gerade sympathisch, was Hans-Joachim Dietz vom Bergischen Geschichtsverein da über Eduard Daelen (1848 bis 1923) herausgefunden hat. Aber der Vertreter der Düsseldorfer Malerschule hätte es kaum zu einem Erkrather Straßenschild gebracht, gäbe es da nicht die eine oder andere Errungenschaft zu berichten.
Daelen gehörte dem Künstlerverein Malkasten an
Keine Errungenschaft, aber Fakt ist, dass es Daelen, der lange Zeit dem Düsseldorfer Künstlerverein Malkasten angehörte, um 1920 von Düsseldorf nach Hochdahl verschlagen hatte, wo seine Lebensgefährtin Emma Lucas lebte. Eine späte Liebe, die das gemeinsam bewohnte Haus mit der Adresse Feldhof 22 mehr und mehr in eine Galerie verwandelte, in der Kunstinteressierte empfangen wurden, darunter auch berühmte Persönlichkeiten wie der Zoologe und Philosoph Ernst Haeckel (Begründer des Monistenbundes, dem Daelen und Lucas angehörten) und der Schriftsteller Wilhelm Busch.
Getreu dem Prinzip der Petersburger Hängung soll im gesamten Haus kaum ein Flecken Wand ohne Bild geblieben sein – und wenn, dann nur, um für eine Wandmalerei genutzt zu werden. Doch all das ist verloren, perdu, nach der Renovierung des Hauses in den frühen 1940er Jahren sei nichts mehr von der Pracht übrig geblieben, sagt Hobbyforscher Hans-Joachim Dietz. Was sich erhalten hat, ist der 1920 gegründete Naturschutzverein Neandertal, in dem Eduard Daelen eine maßgebliche Rolle spielte. Das Tal kannte er wohl in- und auswendig, denn er malte dort die einst anmutige Felsenlandschaft, die zu seiner Zeit durch den Kalkabbau schon weitgehend zerstört war. Dem schönheitshungrigen Vertreter der romantisch gestimmten, landschaftsverliebten Düsseldorfer Malerschule war das natürlich ein Dorn im Auge.
Um weitere Zerstörung zu verhindern, wurde der Naturschutzverein gegründet und die Rettung der Landschaft einfallsreich vorangetrieben: Hochdahler Geschäftsleute wurden ermuntert, Grundstücke im Neandertal zu kaufen und sie vor Baumfällungen zu bewahren. Der Plan ging auf, es konnte bald kein Baum mehr dort gefällt werden und das Sägewerk musste schließen. Die Reste des Neandertals wurden kurzerhand zum Naturschutzgebiet erklärt.
1923 starb Eduard Daelen in Hochdahl. Emma Lucas hütete fortan die Gemälde, Zeichnungen und bisher unveröffentlichten Schriften ihres Gefährten, später übergab sie einen Teil des Nachlasses an den Gruitener Schriftsteller und Heimatforscher Guntram Erich Pohl. Der habe nicht viel damit angefangen, außer es seinem eigenen Nachlass einzufügen, der, wie Hobbyforscher Dietz vom Hochdahler Heimatforscher und Pohl-Neffen Lothar Eulner erfuhr, dem Archiv der Burg Ludwigstein in Witzenhausen übergeben worden war.
Manche Stunde hat Hans-Joachim Dietz dort mit dem Studium der Korrespondenzen verbracht und diese und weitere Quellen für seinen jetzt erschienen Band über Eduard Daelen in der Reihe Niederbergische Schriften ausgewertet. Heimatforscherin Hanna Eggerath, selbst eine Daelen-Kennerin, hat das Buch schon gelesen und eine Empfehlung verfasst: „Durch Ihr gründliches Studium und Beschreiben der vielen verstreuten Informationsquellen bieten Sie dem Leser die Möglichkeit, sich selbst ein Bild zu machen über diesen widersprüchlichen Maler und Schriftsteller.“