Wirtschaft im Kreis Mettmann IHK: Aufschwung verschiebt sich

Kreis Mettmann · IHK-Chefvolkswirt Gerd-Helmut Diestler hat im Januar 250 Firmen im Kreis Mettmann um eine Prognose gebeten. Ergebnis: ein stark differenziertes Bild.

Die Omikron-Welle meistert der Einzelhandel im Kreis gut.

Foto: dpa/Arne Dedert

(köh) Zweimal jährlich holt die Industrie- und Handelskammer ein detailliertes Meinungsbild zur Lage der Unternehmen ein. „Diesmal war die Datenbasis größer als üblich, 250 statt bisher 220 Unternehmen erhielten unsere Fragen. Sie stehen für 20 600 Beschäftigte im Kreis Mettmann“, erläutert Diestler. Der Rücklauf sei sehr gut gewesen, die gewonnenen Daten sind taufrisch. Denn sie stammen aus der zweiten Januarhälfte.

Seit Herbst vergangenen Jahres zeigen die aus den Daten gewonnen Index-Kurven in unterschiedlichen Farben schlicht eine Seitwärtsbewegung an, weder markantes Auf noch Ab. Für den Konjunkturexperten ergeben sich daraus zwei Schlüsse: „Der Aufschwung ist verschoben – aber es gab auch trotz vielfältiger Belastungen keinen Einbruch in der Geschäftslage“, so Diestler.

In den befragten Branchen zeigt sich ein differenziertes Bild: Obenan steht nach wie vor die Bauwirtschaft. Die Industrie holt jedoch auf. Große Zufriedenheit herrscht auch im produktionsnahen Großhandel. Der Einzelhandel steht im Kreis Mettmann deutlich besser da, als in der Landeshauptstadt Düsseldorf oder im Rhein Kreis Neuss. Dies bildet der Klimaindex zu Lage und Erwartung ab: Im Kreis Mettmann stieg er im Vergleich zur letzten Umfrage in 2021 von 16 auf 19, während er in Düsseldorf von 31 auf 10 absank, im Rhein Kreis Neuss von 19 auf 8. Eine mögliche Ursache: „Weniger Mobilität bindet Kaufkraft“, so Diestler. Mit anderen Worten: In Coronazeiten, zumal während der Omikron-Welle, wird in der Nähe eingekauft.

Nach wie vor ein großes Thema bleibt dabei der Strukturwandel im stationären Einzelhandel. „Hier ist die Lage schwierig, aber mit Licht am Ende des Tunnels“, so Diestlers Erkenntnis. Anders als die Industrie allerdings hätten Dienstleister und Einzelhandel nicht oder kaum die Möglichkeit, einmal verpasste Umsätze nachzuholen. Gastgewerbe, Freizeit, Kultur und Sport – das sind die gebeutelten Bereiche in der Omikron-Welle. Allerdings habe auch die verarbeitende Industrie angesichts der gestiegenen Kosten, der anhaltenden Lieferengpässe, dem während der Umfrage noch völlig ungewissen Fortgang der Pandemie und den geopolitischen Risiken ihre Konjunkturhoffnungen merklich zurückgenommen.

Neueinstellungen sind dennoch Thema. Stark aufstocken wollen die Dienstleister (hier vor allem: IT und Kommunikationsberatung), während der Einzelhandel seine Belegschaft immerhin konstant halten will. 

Die Auslastung der Produktionskapazitäten ist um knapp zwei Punkte auf durchschnittliche 78,3 Prozent gesunken. Das lässt genügend Luft für starke und zügige Produktionssteigerungen, vorausgesetzt, die Nachfrage bleibt hoch, die Energiepreise steigen nicht weiter und Rohstoffe werden weniger knapp. „Bei Letzterem hat die Wirtschaft allerdings nur wenig Hoffnung auf baldige Abhilfe“, dämpft Diestler allzu große Erwartungen. Nur etwa jedes dritte Unternehmen hofft auf eine Entspannung im zweiten Halbjahr, jedes Vierte setzt dagegen erst auf das Jahr 2023. Die Investitionsplanungen sind daher eher verhaltend und abwartend. Während die Industrie nur sehr vorsichtig kalkuliert, plant der Einzelhandel mit geringeren Budgetkürzungen als noch im Herbst vergangenen Jahres.