Wirtschaft in Mettmann Bank setzt verstärkt auf Online-Beratungen

Mettmann · Passt die Kompetenz einer ganzen Bank in eine Westentasche? Die Kreissparkasse Düsseldorf hat ein „Digitales Beratungs-Center“ eröffnet.

Michaela Nohl (r.) sitzt mit Bereichsleiterin Danae Mitze im neuen „Digitalen Beratungs-Center“.

Foto: Dirk Neubauer

(dne) Online-Banking ist mittlerweile Standard. Im Zweifel gibt es dafür eine App. Als eine der ersten Sparkassen deutschlandweit hat die Kreissparkasse Düsseldorf die Beratung bei komplexeren Kundenwünschen komplett digitalisiert. Ob Geldanlage oder Versicherung, Hausfinanzierung oder Konsumentenkredit – für jedes dieser dann doch erklärungsbedürftigen Projekte können die Kunden wie gewohnt eine Filiale aufsuchen oder das neue, digitale Beratungszentrum ausprobieren. Von 80 000 Girokonto-Inhabern der Kreissparkasse werden bereits 35 000 im medialen Kundencenter betreut. Tendenz steigend.

„Den Kommunikationsweg bestimmen jeweils unsere Kunden“, sagt die zuständige Bereichsleiterin Danae Mitze. Telefon, Datenleitung, Videokonferenz – alles ist möglich. Am anderen Ende der Leitung stehe immer eine Person, die zuhöre, einen Vorschlag ausarbeite oder eine Empfehlung ausspreche. „Digital vernetzt und menschlich verbunden“ – das steht als Motto an der Wand der eigens für das digitale Beratungstermin umgestalteten Räume vis-a-vis des Mettmanner Rathauses.

Die neue, digitale Bankenwelt schafft manchmal auch kuriose Situationen. So schnaufte neulich ein Mann, Mitte 40, bei der Anlageberatung per Telefon immer wieder. Das ging so lange, bis seine Beraterin sich traute, mal nachzufragen: „Was machen Sie da eigentlich?“ Er jogge gerade. Und sagte: Jetzt habe er den Kopf frei, um die verschiedenen Angebote zu durchdenken. Das sportliche Beratungsgespräch wurde also fortgesetzt.

Natürlich hat die Kreissparkasse auch viele langjährige Kunden in Mettmann. Sind die bereit, sich vor einen Bildschirm zu setzen anstatt eine Filiale aufzusuchen? Danae Mitze verweist darauf, dass Corona auch hier Gewohnheiten verändert habe. Etliche Menschen blieben lieber im sicheren Zuhause, als sich auf den Weg zu ihrer Sparkassenfiliale zu machen. Nun gebe es für sie nicht bloß ein Grundangebot, sondern alle Dienstleistungen für die Westentasche.

Dort drin steckt jetzt auch Michaela Nohl. Seit 35 Jahren ist die 53-jährige Bankkauffau im Geschäft. Erst an der Eidamshauser Straße, dann am Jubi hat sie ihre Mettmanner Kunden betreut. „Natürlich gab es anfangs viele skeptische Kunden, vor allem bei Senioren“, sagt Michaela Nohl ganz offen. Denen hat die resolute Beraterin gesagt, dass man sich nun gemeinsam in die neuen Möglichkeiten einarbeiten werde. „Ich habe nicht alle Kunden überzeugen können, aber 97 oder 98 von 100 Personen schon.“ Heute seien die Skeptiker von einst die größten Fans. Männer jenseits der 80 hätten noch mit dem Online-Banking begonnen – und schickten nun ihre Neujahrsgrüße per Mail, anstatt in der Stammfiliale vorbeizukommen.

„Vor kurzem war ich am Abendbrottisch einer Familie zu Gast und wir haben für die Kinder Konten eröffnet. Die Kinder haben darauf bestanden, mich zu sehen“, berichtet Michaela Nohl. Also wurde der Video-Chat aktiviert. Vor der Videokamera und den hellen Digital-Lichtern habe sie keine Angst, sagt Michaela Nohl. Nur wenn sie manchmal mit drei Bildschirmen und dem Grafik-Pad jonglieren müsse, etwa, um Unterlagen auf den Bildschirm der Kunden zu spiegeln, dann brauche sie manchmal den Rat der Jüngeren aus dem Team. Umgekehrt hilft Michaela Nohl denen mit Tipps aus vier Jahrzehnten Bank-Beraterinnen-Erfahrung.

Für die Sicherheit im Hintergrund sorgt die Finanz Informatik, der IT-Dienstleister der Sparkassen mit Sitz in Frankfurt.