Monheim gibt den Ton an

Mit ihrem Modell musikalischer Früherziehung sorgt die Stadt am Rhein bundesweit für Aufsehen.

Kreis Mettmann. Viele denken bei dem Begriff „Musikschule“ an Blockflötenunterricht in alten Schulgebäuden oder an Häuser, aus deren Fenstern mehr oder minder gut getroffene Töne wehen. Doch mittlerweile haben die meisten Musikschulen ihre Räume verlassen und helfen an Grundschulen mit, Kindern musikalische Grundlagen zu vermitteln. Die Musikschule Monheim geht noch weiter: Seit Beginn des Schuljahres werden alle 15 Lehrerinnen, die eine erste Klasse betreuen, fit für den Musikunterricht gemacht.

Ein Problem an Grundschulen ist, dass der Musikunterricht überwiegend von fachfremden Lehrerinnen erteilt wird. Eva Dämmer, Leiterin der Musikschule Haan: „Es gibt einfach zu wenig Studenten. Und von denen gehen dann auch nur die wenigsten als Lehrer an Grundschulen.“ So springen in vielen Städten die Musikschulen in die Bresche — in Haan mit zahlreichen Projekten, in Hilden, Ratingen, Mettmann und Velbert mit dem vom Land geförderten Projekt Jeki („Jedem Kind ein Instrument“) und in Monheim mit „MoMo“ — dem ausgezeichneten Monheimer Modell „Musikschule für alle“.

Dieses ehrgeizige Projekt, bei dem alle Schüler in den Genuss einer musikalischen Ausbildung kommen sollen, findet bundesweit Nachahmer. „Dadurch, dass wir seit Jahren mit den Grundschule kooperieren, haben wir festgestellt, dass wir im Elementarunterricht ähnlich lehren wie die Grundschulen in der ersten Klasse“, sagt Monheims Musikschulleiter Georg Thomanek. So habe man „aus der Not eine Tugend gemacht“ und Lehrmaterial für die Grundschulen entwickelt.

Zurzeit läuft der erste Probedurchgang, in dem Monheimer Lehrer durch die Musikschule fit gemacht werden. Die ersten Eindrücke, sagt Thomanek, seien sehr positiv. Dass für solche Konzepte Bedarf besteht, bestätigt die Leiterin der Mettmanner Otfried-Preußler-Grundschule, Wilma Rohde: „Gerade die musikalische Grundausbildung ist an Grundschulen sehr wichtig.“

Dass die Monheimer Musikschule in Sachen „Exportschlager“ durchaus Erfahrung und einen hervorragenden Ruf hat, beweist ein weiteres Produkt aus dem MoMo-Projekt: Ein Viertel aller bundesweit etwa 10 000 Musikschulen arbeiten mit einem Werk namens „MusikManufaktur“, das in der kleinen Stadt am Rhein entwickelt wurde.

Als dort an allen Grundschulen Orchester gegründet wurden, mussten die Organisatoren feststellen, dass für diese Altersgruppe geeignetes Notenmaterial fehlte. Also ergriffen Thomanek und sein Stellvertreter Jörg Sommerfeld die Initiative und sprachen gezielt Komponisten an, entsprechende Stücke zu schreiben. Das Ergebnis ist die „MusikManufaktur“ mit 23 Werken für Kinderorchester.

Wie gut geeignet diese Sammlung ist, bestätigt die Haaner Musikschulleiterin: „Wir können dieses Unterrichtsmaterial hervorragend für das Ensemble benutzen, in dem Kinder mitspielen, die die ersten fünf Töne gelernt haben.“

Die „MusikManufaktur“ wird von der Monheimer Musikschule verkauft, das Geld geht in die Fortentwicklung des Projekts. „Das war eine Forderung des Landes, das uns finanziell gefördert hat“, sagt Thomanek und hebt das Credo aller öffentlichen Musikschulen hervor: „Es ist der klare Auftrag der Musikschulen, Kindern Musik nahezubringen. Wir haben uns auf diese Forderung besonnen.“