Brücke: Rechtsstreit um die Kosten

Bau an der Tiefenbroicher Straße soll am 12. August fertig sein.

Lintorf. 12. August — dieses Datum hat sich Gerhard Odenthal vom Tiefbauamt dick im Kalender markiert. Nicht nur, weil am nächsten Tag sein Sommerurlaub beginnt, sondern weil an diesem Freitag endlich die Brücke an der Tiefenbroicher Straße eingeweiht wird — nach dem heutigen Stand der Dinge. Damit hat sich die Einweihung der lang ersehnten Querung um etliche Monate verschoben. Doch diese Verzögerung ist nicht der einzige Grund, weshalb das Brückenbauwerk bei der Verwaltung für Kopfschmerzen sorgt. Es sind auch gestiegene Baukosten und der damit verbundene Streit, wer sie übernehmen soll.

Ursprünglich sollte die Brücke bereits Ende 2010 fertig sein. Dann wurde als neuer Freigabetermin Frühjahr 2011 genannt, dann hieß es: Sommer. Hauptgrund für die Bauverzögerung war, dass die Montage der tonnenschweren Brückenteile von Juni auf Oktober verschoben werden musste: Die Bahn hatte nämlich bei ihren Planungen geschlafen und konnte die nötige Vollsperrung der Güterzugstrecke nicht mehr organisieren.

Diese Zwangspause führt jetzt auch zum Rechtsstreit: Die Arbeitsgemeinschaft der Bauunternehmen möchte die entstandenen Mehrkosten ersetzt bekommen. Schließlich mussten Arbeiter und Geräte vorgehalten werden, obwohl man zur Untätigkeit gezwungen war.

Die Bahn blockt jegliche Zahlungsforderungen kategorisch ab und wirft wiederum den Baufirmen vor, sie wären zum ursprünglich geplanten Montage-Termin noch gar nicht bereit gewesen. Außerdem habe es weitere Verzögerungen dadurch gegeben, dass manche Bauteile fehlerhaft waren und erneuert werden mussten.

„Das ist nicht nur eine komplexe Baumaßnahme, sondern jetzt auch ein hochkomplexer Rechtskonflikt“, sagte der Erste Beigeordnete Klaus-Konrad Pesch. Ob der Streit ums Geld vor Gericht ausgetragen oder über eine Mediation geklärt werden kann, sei derzeit noch völlig offen. Für Anwälte ist der Fall jedenfalls lukrativ: Schließlich geht es um eine Menge Geld — zwischen 500 000 und 800 000 Euro. Richtig kompliziert wird die Sache noch dadurch, dass die Baukosten gedrittelt werden. Der Bund, die Bahn und die Stadt bezahlen jeweils ein Drittel, wobei der städtische Anteil zum Teil vom Land refinanziert wird.

Für Gerhard Odenthal zählt derzeit nur eines: bis zum 12. August fertig werden. Noch fehlen nämlich Geländer und Treppen.