Abfluss nützt bei Unwetter nichts
Das Überlaufrohr von der Poststraße zum Schwarzbach wurde kaum eingesetzt. Der Bach war bereits voll.
Ratingen. Als beim jüngsten Unwetter ganze Stadtteile absoffen, stand auch das Regenrückhaltebecken an der Poststraße bis zur Oberkante unter Wasser. Bei Facebook machte bereits die Meldung vom Überlaufen die Runde, weil sich Fluten auf die Poststraße ergossen. Ursache: Eine Dichtung im Hauptabfluss hielt dem Druck nicht stand, die Feuerwehr leitete die Wassermassen mit Sandsäcken auf die Poststraße zur Kanalisation.
Nach Angaben von Wilfried Georg vom Tiefbauamt sei der vor Jahren eigens angelegte Notabfluss zum Schwarzbach erstmals geöffnet worden — aber nur ein wenig, denn der Bach selbst führte bereits Hochwasser und staute sich an einer verstopften Brücke gefährlich auf.
Das Regenrückhaltebecken sei definitiv nicht übergelaufen, sagte Georg. Der Wasserspiegel sei noch unterhalb der Spundoberwand geblieben. Das Reckenrückhaltebecken war nach einem Unwetter im Jahre 2005 ein Jahr später mit einer Spundwand ausgebaut worden. Vor einigen Jahren wurde die Poststraße derart geflutet, dass Autos herumschwammen und den Rettungskräften zunächst den Weg blockierten. Etliche Keller soffen damals ab. Daher entschied man sich, im Jahre 2009 mit einer aufwändigen Tunnelbohrtechnik einen zusätzlichen Regenwasserkanal als Notabfluss vom Becken zum Schwarzbach zu graben. Der sogenannte Überleitungssammler hat einen Durchmesser von 1,60 Meter.
Er musste seit der Fertigstellung nicht geöffnet werden — bis jetzt. Und es brachte nicht viel: „Der Schwarzbach war zu diesem Zeitpunkt bereits voll“, sagte Georg. Die Wolkenbrüche seien von Osten her aufgezogen und hatten den Schwarzbach ansteigen lassen, noch bevor es in Ratingen anfing zu regnen. Daher habe man nur wenig Wasser durch den Bypass abgeben können. Das werde automatisch über Wasserstandsanzeigen geregelt. An der Poststraße habe es dazu geführt, dass eine Schachtdichtung nachgab. An der Reparatur wird derzeit gearbeitet. Auf dem Schacht steht ein mit Sand gefüllter Container.
Derweil sorgt sich die SPD um die Sicherheit am Ufer des Schwarzbaches und fordert eine Ertüchtigung der Infrastruktur. Fraktionschef Christian Wiglow: „Wir schlagen vor, die Straße Niederbeckweg zwischen Brücke und Einmündung Gut Niederbeck in einem Bereich so zu erhöhen, dass durch diese Schwelle ein Damm entsteht, der die Wassermassen zurückhält. Auch hier wäre das Niveau der Straße Gut Niederbeck die geeignete Maximalhöhe. Wenn die Wassermassen weiter steigen, lässt sich das dann nicht mehr mit vorsorgenden Maßnahmen in den Griff bekommen.“
Die SPD beantragt einen Ortstermin vor der nächsten Sitzung des Bezirksausschusses Ratingen West, um sich von Mitarbeitern des Tiefbauamtes die Situation der Entwässerung bei einem Starkregenereignis erklären zu lassen. Außerdem soll der Schwarzbach künftig regelmäßig im Frühjahr gereinigt werden.