Blick auf Troppau nach dem Weltkrieg
Das Oberschlesischen Landesmuseum zeigt eine Ausstellung über die tschechische Stadt.
Ratingen. Die tschechische Stadt Troppau (Opava) blickt auf eine wechselvolle Geschichte zurück. Die Stunde Null erlebte Troppau 1945, als die Rote Armee im Zuge der Mährisch-Ostrauer Operation die Stadt einnahm und dabei weitgehend zerstörte. Am 22. April 1945 fiel Troppau nach schweren Kämpfen.
Roberto Rosselinis Film „Deutschland im Jahre Null“ von 1948 gab den Anstoß für die Troppauer Kulturorganisation (opavská kulturní organizace - OKO), sich mit dem Schicksal und der Zerstörung ihrer Stadt am Ende des Zweiten Weltkrieges zu beschäftigen und in einer Sonderausstellung zu behandeln. Der Filmtitel war auch Inspiration für die Titelfindung dieser Sonderschau, die 2015 aus Anlass des Gedenkens an das 70-jährige Ende des Zweiten Weltkrieges realisiert wurde. Die Ausstellung ist nun ab Sonntag, 30. Juli, bis zum 29. Oktober im Oberschlesischen Landesmuseum in Hösel zu sehen.
Dargestellt wird die blutigste Operation des Zweiten Weltkriegs auf dem heutigen tschechischen Gebiet und die damit verbundene dramatische demografische Entwicklung Troppaus. Troppau (Opava) am Rand der Ostsudeten war einst Hauptstadt des Kronlandes Österreichisch-Schlesiens. Jahrhundertelang war die Stadt Heimat von Tschechen und Deutschen. Als Österreich-Ungarn am Ende des Ersten Weltkrieges zerfiel, wurde die Region in die neu gegründete Tschechoslowakei und 1938 in das Deutschen Reich eingegliedert. Bis 1945 war Troppau Sitz des Regierungsbezirks Troppau und Zentrum der Ostsudeten. In der Stadt, in der schon während der Ersten Tschechoslowakischen Republik eine deutschsprachige Mehrheit vertreten war, eskalierten vor und während des Krieges sowie nach Kriegsende die problematischen Beziehungen zwischen Deutschen und Tschechen. „Troppau im Jahre Null“ bietet vielseitige Ansichten zu den Ereignissen im April 1945. Aspekte wie die Kämpfe um die Stadt, ihre Verteidigung durch die Wehrmacht, die sogenannte Befreiung durch die Rote Armee, ihr Wiederaufbau und die Vertreibung der deutschen Bevölkerung werden übersichtlich und detailliert dargestellt.
Die bewegende tschechische Ausstellung mit Einblicken in das Schicksal einer Stadt und von vielen tausend Menschen kann durch Unterstützung des Oberschlesischen Landesmuseums nun auch in deutscher Fassung präsentiert werden.
Die Troppauer Kulturorganisation OKO sorgt seit 2007 für ein vielfältiges Kulturleben in der Stadt Troppau. Sie betreibt drei Einrichtungen, in denen zahlreiche Veranstaltungen, Ausstellungen und Bildungsprogramme in den Bereichen Geschichte, Kunst, Theater und Musik stattfinden. Die Sonderausstellung Troppau im Jahre Null wurde 2015 durch die OKO-Einrichtung Cesta mesta (Weg einer Stadt) unter der Leitung von Franti ek vábenick realisiert. Diese Einrichtung widmet sich fast ausschließlich lokalen Themen.
Die Kooperation mit dem Oberschlesischen Landesmuseum (OSLM) ist das erste internationale Projekt von OKO und hat daher einen besonderen Stellenwert für die Organisation. jün