Brückenschlag in Lintorf

Nach zwei Jahren Bauzeit ist die Brücke in Lintorf Montag mit einem kleinen Fest für den Verkehr freigegeben worden. Der alte Bahnübergang wurde am Abend geschlossen.

Lintorf. Manch älterer Lintorfer hat schon gar nicht mehr damit gerechnet, dass es jemals dazu kommen würde: Montagnachmittag ist mit einem kleinen Volksfest die neue Brücke über die Gleise an der Tiefenbroicher Straße eingeweiht und für den Verkehr freigegeben worden. Jahrzehntelang war geplant, geprüft, verworfen und genehmigt worden, bis vor zwei Jahren endlich die Bagger rollten. Selbst diese Einweihung ist später gekommen als ursprünglich geplant, weil die Bahn während des Baus einen Termin verpennt hatte.

Bürgermeister Harald Birkenkamp erinnerte bei der Freigabe der neuen Gleisquerung daran, wie lange die Lintorfer schon auf diese Brücke warten: Als die Umweltverträglichkeitsstudie zur Trassenführung vorgelegt wurde, habe in der DDR eine junge Physikerin an ihrer wissenschaftlichen Laufbahn gebastelt — Angela Merkel. Das war vor 24 Jahren. . .

Manfred Buer, Vorsitzender der Lintorfer Heimatfreunde, erinnerte sich, dass vor mehr als 50 Jahren der damalige Gemeinderat schon eine Brücke gefordert hatte. Als Hauptgrund für die „verdammt lange Zeit“ nannte der Bürgermeister: Es gab zu viele Beteiligte: Bund, Land, Bahn, Bezirksregierung, Landschaftsverband und Stadt mussten unter einen Hut gebracht werden.

Entscheidend sei aber jetzt, dass die Brücke steht und es für die rund 2000 Bewohner der „Tiefenbroicher Siedlung“ keine unkalkulierbaren Wartezeiten mehr gebe. Wenn an manchen Tagen die Schranken bis zu zwölf Stunden geschlossen waren, seien viele Lintorfer selbst für Rettungsdienst und Feuerwehr kaum erreichbar gewesen. Deshalb sei die Brücke für die überwiegende Mehrheit ein großer Gewinn.

Er ging auch auf die jüngst geäußerte Kritik von Senioren- und Behindertenverbänden an den steilen Rampen ein: Die Planer hätten alles getan, um „den besten Kompromiss“ zu erzielen. Der Vorschlag, den Bahnübergang für Fußgänger zu erhalten, sei nicht realisierbar. Dafür gebe es endlich die Chance auf eine Busverbindung für die Siedlung.

Gerne hätte man Brücke und Unterführung am Konrad-Adenauer-Platz gleichzeitig umgesetzt, doch liege das nicht in der Verantwortung der Stadt. Allerdings seien gerade die Ingenieurplanungen ausgeschrieben worden.

In einem historischen Bus der Rheinbahn aus dem Jahre 1929 tuckerte anschließend die Festgesellschaft die Brücke hoch, um das Bauwerk freizugeben. Bis 18 Uhr gehörte es dann Flaneuren und Kindern, die mit ihren Rollern und Fahrrädern die Rampen rauf- und runtersausten. Am Abend senkten sich schließlich zum letzten Mal die rotweißen Schranken am Übergang — für immer: Ein schier unendliches Kapitel Lintorfer Verkehrsgeschichte hat nun doch sein Ende gefunden.