Christel Lueb-Pietron hilft leidenden Menschen mit Lyrik

Seit 2000 kümmert sie sich als Seelsorgerin um Patienten im Hospiz. Lyrik vorzutragen ist ihre Passion. Sie hat eine besondere Gabe dafür.

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Ratingen. In Verbindung mit „gut“ werden gern die Wörter Buch, Kaffee, Butter und Wein benutzt — alles sinnlich erfahrbare Köstlichkeiten. Was aber das gute Wort betrifft, so ist seine höchste Steigerung genau das Wort, das vielleicht mal nicht ausgesprochen wird. Dann nämlich, wenn das Anhören leidvoller Situationen als meisterliche Qualifikation gefragt ist. Christel Lueb-Pietron hat diese Gabe. Und die ist umso höher einzuschätzen, als sie doch auch eine Meisterin des schönen Sprechens und trefflichen Vortragens ist.

Christel Lueb studierte katholische Theologie, Germanistik und Sprecherziehung in Münster. Von 1978 bis 1985 war sie Pastoralreferentin in Waltrop, wirkte im Krankenhaus und in der Pfarrei und machte das, was alle, die damit zu tun haben, „Jugendarbeit“ nennen. Wobei es ihr sicher auch viel Spaß gemacht hat. Und da ist man auch schon mittendrin in ihrem Leben voller Weiterbildung und dem beständigen Wunsch, immer wieder Neues zu erfahren. Das geht so bis heute.

Im prall gefüllten Lebenslauf ragen dennoch auch private Termine heraus: 1985 geht die in Isselburg geborene Frau die Ehe mit Dr. Josef Pietron ein und bringt 1990 den Sohn Jakob zur Welt. „1990 bis 1994 habe ich versucht, Jakob die Grundbegriffe fürs Leben zu vermitteln“ schreibt sie nicht ohne Witz in ihr Curriculum Vitae. Doch man kann sicher sein, dass das Kind danach nicht auf sich allein gestellt war. Denn die Mutter hatte schon ab 1985 eine Klinische Seelsorgeausbildung in Heidelberg absolviert sowie eine zweijährige freie Tätigkeit als Referentin an mehreren Krankenpflegeschulen hinter sich gebracht.

Sie ließ eine Teilnahme an der Ausbildung zur Familientherapeutin in Essen nicht aus und wurde nach dem dazugehörigen Praktikum als Psychotherapeutin in der Kinder-und Jugendpsychiatrie in Bochum-Linden angestellt. „Von 1990 bis 1995 habe ich eine Ausbildung zur individualpsychologischen Beraterin gemacht und bin seit 1994 Seelsorgerin im Evangelischen Krankenhaus in Düsseldorf mit den Schwerpunkten: Begleitung von Patienten auf den Intensivstationen und Tumor-Patienten auf der HNO. Seit 2000 kümmere ich mich auch als Seelsorgerin um Patienten im Hospiz“, berichtet sie und beschreibt damit die Orte, bei der es ums Schweigen und aktive Zuhören geht. Das ist letztlich ihre professionelle Seite.

Und dazu kommt die Kür: der Vortrag lyrischer Texte, besonders gern von Rose Ausländer, Mascha Kaléko, Hilde Domin. Und der Ehemann, sachkundig wie liebevoll, fügt an dieser Stelle ein: „Sie mit diesen Schriftstellerinnen zu hören ist für mich immer ein besonderes Erlebnis“. Sie spricht Bibeltexte, bevorzugt illuminiert von Wallenhorsts Orgelimprovisationen. Wer immer nur sinngemäß Texte weitergeben kann, mag sicher niederknien vor Lueb-Pietrons Fähigkeit, Gedichte nicht nur auswendig zu beherrschen, sondern auch noch sinnvoll zu betonen.