Das erste Auto: Freiheit mit blühendem Rost

Die rosafarbenen Blüten auf dem VW Käfer von Monika Springer-Geldmacher dienten nicht nur dem Hippie-Aussehen.

Ratingen. Ihr Käfer war eine richtig Berühmtheit. Sogar die Zeitungen berichteten 1968 über das dunkelgrüne Hippie-Auto. Denn Monika Springer-Geldmacher hatte es verziert, mit vielen kleinen rosafarbenen Blumen. „Dabei waren die Blüten mehr dazu da, um Roststellen zu verdecken.

Käfer waren für Rost anfällig. Die Flecken habe ich einfach überpinselt. Die Blumen kamen bei den Leuten in Essen-Kupferdreh, wo ich damals lebte, offensichtlich so gut an, dass sie die Presse informiert hatten. Und die hat gleich mal über mein erstes Auto berichtet“, erzählt die Ratingerin.

Ihren Käfer, Baujahr 1960, hatte sie für 1000 Mark gekauft — „natürlich gebraucht, wir jungen Leute damals hatten doch alle kein Geld. Er musste fahren, das war das Kaufkritierium“.

Das erste Auto, das bedeutete für die damals 25-Jährige Freiheit und Unabhängigkeit. „Mobilität war ganz wichtig für mich“, sagt sie. Und die hat sie in vollen Zügen genossen — auch wenn das Auto hin und wieder liegenblieb.

„Irgendwann hatte ich mich daran gewöhnt, dass der Käfer immer mal wieder eine Panne hatte. Aber ich hatte ja meinen damaligen Mann und andere Jungs um mich gescharrt, die mir weiterhalfen und den Wagen dann wieder zum Rollen brachten“, berichtet Springer-Geldmacher.

Sie erinnert sich noch genau an eine Fahrt, die zur Mosel führen sollte. Auch an diesem Tag streikte der Wagen mal wieder. „Die Jungs gingen dann auf die Knie und suchten die Fehlerquelle“, sagt sie.

Mit dabei war der später bekannt gewordene Schauspieler und Kabarettist Dieter Krebs. „Der war ein Hausfreund von mir und meinem damaligen Mann. Ich kannte ihn, weil wir als junge Leute mit Anfang 20 gemeinsam Theater gespielt haben“, sagt die heute 67-Jährige. „Das war alles noch vor seiner Karriere und der Schauspielausbildung an der Folkwanghochschule in Essen.“

Dass der Wagen mit 38 PS und 110 km/h Spitzengeschwindigkeit immer mal wieder kollabierte, hielt Springer-Geldmacher nicht davon ab, größere Touren mit ihm zu machen. So ging es mit dem Käfer nach Frankreich an den Atlantik und durch die Pyrenäen. Auf der Rückfahrt nach Deutschland passierte es: Der Volkswagen blieb liegen und musste in einer Werkstatt wieder ans Laufen gebracht werden.

Springer-Geldmacher und ihr damaliger Mann hatten aber kein Geld mehr in der Urlaubskasse. „Wir sind dann zum deutschen Konsulat nach Marseille gegangen und haben dort sogar Geld bekommen, damit wir zwei Tage in einem Hotel übernachten konnten“, erzählt sie von ihrem Abenteuer in Frankreich. So lange dauerte die Reparatur. „Den Mann in der Autowerkstatt habe ich noch mit einer Rose becirct, damit er auch schnell das Auto repariert.“

Der Handwerker schaffte es auch in kurzer Zeit, den Käfer auf Vordermann zu bringen, „die Rechnung hat er aber trotz der Rose nach Deutschland geschickt“, sagt Springer-Geldmacher und lächelt dabei.

Nach zwei Jahren voller schöner Pannengeschichten trennte sich Springer-Geldmacher von ihrem Käfer. „Er war völlig durchgerostet, da konnten auch die Blüten nicht mehr drüber hinwegtäuschen.“